Bahá'u'lláh, der Stifter der Bahá'í-Religion, starb am 29. Mai 1892 in Akká, Palästina (heute Israel). Sein Tod markiert das Ende eines bemerkenswerten Lebens, das der Verbesserung der Menschheit und der Errichtung einer neuen Weltordnung gewidmet war. Er war eine Manifestation Gottes für unsere Zeit, für manche ein Visionär, ein Prophet und ein spiritueller Führer, der unzählige Menschen auf der ganzen Welt durch Seine Lehren und Sein Leben inspiriert hatte.
Bahá'u'lláh wurde 1817 in Teheran, Iran, unter dem Vornamen Mirzá Husain-ʿAlí geboren. Er stammte aus einer angesehenen Familie und wuchs in privilegierten Verhältnissen auf. Als junger Mann war Er für seine Weisheit und Frömmigkeit bekannt, und viele Menschen suchten Seinen Rat und Seine Führung. 1844 wurde Er ein Anhänger des Báb, eines Propheten, welcher das Kommen eines neuen Gesandten Gottes vorausgesagt hatte, der eine neue Ära des Friedens und der Einheit einleiten würde.
Nach der Hinrichtung des Báb im Jahre 1850 wurde Bahá'u'lláh zum Führer der Bábí-Gemeinde und schließlich wegen seines Glaubens von den persischen Behörden inhaftiert und verbannt. Während Seiner Gefangenschaft empfing Er Offenbarungen von Gott, welche die Erfüllung der Prophezeiungen des Báb und der vorangegangenen Religionen erfüllten. Schließlich verließ er das Gefängnis mit einer neuen Mission und einer neuen Botschaft für die Menschheit.
In dem Werk 'Gott Geht Vorüber' schrieb Shoghi Effendi:
»Sechs Tage vor Seinem Tod, im Bett gestützt von einem Seiner Söhne, rief er die Schar der Gläubigen in Seine Gegenwart, darunter einige Pilger, die sich im Landhaus versammelt hatten. Das sollte sich als ihre letzte Audienz bei Ihm erweisen. "Ich bin sehr zufrieden mit euch allen«, sprach Er gütig und liebevoll zu der weinenden Menge, die sich bei Ihm versammelt hatte. »Ihr habt viele Dienste geleistet und wart sehr gewissenhaft in eurer Arbeit. Jeden Morgen und jeden Abend seid ihr hierhergekommen. Gott stehe euch bei, dass ihr einig bleibt. Möge Er euch helfen, die Sache des Herrn des Seins zu erhöhen".«
Die Lehren Bahá'u'lláhs konzentrieren sich auf die Einheit Gottes, die Einheit der Religionen und die Einheit der Menschheit. Er lehrte, dass alle Religionen aus derselben Quelle stammen und dass ihre wesentlichen Lehren dieselben sind. Er lehrte auch, dass die Menschheit eine Familie ist und dass wir alle die Verantwortung haben, an der Verbesserung der Welt zu arbeiten.
1868 wurde Bahá'u'lláh aus Persien verbannt und in die Gefängnisstadt Akká im heutigen Israel gebracht. Dort verbrachte Er den Rest Seines Lebens, empfing weiterhin Offenbarungen und schrieb Briefe und Bücher, in denen Er Seine Lehren erläuterte. In dieser Zeit baute Er auch eine Gemeinschaft von Anhängern auf, die aus der ganzen Welt kamen, um von Ihm zu lernen und sich von seiner Botschaft inspirieren zu lassen.
Das Ableben Bahá'u'lláhs war ein bedeutendes Ereignis für die Bahá'í-Gemeinde, denn es markierte das Ende einer Ära und den Beginn einer neuen. Seine Anhänger trauerten um Ihn, aber sie feierten auch Sein Leben und Sein Vermächtnis. Sie fuhren fort, Seine Botschaft zu verbreiten und sich für die Besserung der Welt einzusetzen, wie Er es sie gelehrt hatte.
Heute hat die Bahá'í-Religion Anhänger/innen auf der ganzen Welt, und ihre Lehren inspirieren weiterhin Menschen aller Herkunft und Kulturen. Der Todestag Bahá'u'lláhs wird jedes Jahr als heiliger Tag begangen, und Sein Leben und Seine Lehren werden von Millionen Menschen studiert und gefeiert. Seine Vision einer in Frieden und Harmonie geeinten Welt bleibt ein Leitstern für alle, die eine bessere Zukunft für die Menschheit anstreben.
Mit dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs endete die Offenbarung der Verse Gottes; ein Neuer Offenbarer wird nicht vor Ablauf eines vollen Jahrtausends erscheinen. Die Wahrheit dieser von Ihm in Baghdád offenbarten Worte wurde nach Seinem Hinscheiden in ihrem ganzen Umfang erfasst:
»O Sohn des Geistes! Es kommt die Zeit, da die Nachtigall der Heiligkeit die inneren Geheimnisse nicht mehr enthüllt und ihr der himmlischen Weise und der göttlichen Stimme beraubt sein werdet.«
(Bahá’u’lláh, 'Verborgene Worte')
Ein kurzer Auszug aus den Worten Shoghi Effendis beschreibt die Tage nach dem Hinscheiden Bahá'u'lláhs mit folgenden Worten:
»Doch die überschwänglichen Bekundungen des Leides und der Ausdruck der Verehrung und der Bewunderung, die das Hinscheiden Bahá’u’lláhs ganz unwillkürlich unter den Nichtgläubigen im Heiligen Land und in den benachbarten Gebieten ausgelöst hatte, waren nur ein Tropfen, verglichen mit dem Ozean des Schmerzes und den zahllosen Beweisen grenzenloser Liebe und Ergebenheit, die in der Stunde des Untergangs der Sonne der Wahrheit den Herzen der ungezählten Tausenden entströmten, die sich Seiner Sache geweiht hatten und entschlossen waren, ihr Banner in Persien, Indien, Russland, im ‘Iráq, in der Türkei, in Palästina, Ägypten und Syrien hochzuhalten.
Mit dem Hinscheiden Bahá’u’lláhs geht ein Zeitabschnitt zu Ende, der in der Religionsgeschichte der Welt in vielerlei Hinsicht einzigartig ist.«
(Shoghi Effendi, 'Gott Geht Vorüber')
Wir danken Nabíl für seinen unsterblichen Bericht über die frühen Tage der Bahá'í-Offenbarung, der es jedem/r Anhänger/in des Glaubens ermöglicht, die gewaltigen Konsequenzen der erhabenen Stufe Bahá'u'lláhs besser zu verstehen, leichter zu erfassen und Ihn dadurch noch mehr zu bewundern und zu lieben.
»Die Niederschrift eines herzergreifenden Berichtes über das Hinscheiden Bahá'u'lláhs war einer der letzten Beiträge Nabíls. Auch wählte Abdu'l-Bahá ihn für die Aufgabe, jene Passagen aus den Schriften Bahá'u'lláhs zusammenzustellen, die heute den Text des Besuchstablets bilden. Dieses Tablet wird nur am Heiligsten Schrein, am Schrein des Báb sowie zum Gedenken an das Hinscheiden Bahá'u'lláhs und den Märtyrertod des Báb gesprochen oder gesungen. Außerhalb der Grabmäler ist der Gebrauch des Tablets auf diese beiden Feiertage beschränkt.«
(Adib Taherzadeh, 'Die Offenbarung Bahá'u'lláhs')
»Der Ruhm, der aus Deinem höchsterhabenen Selbst dämmert, und die Herrlichkeit, die aus Deiner strahlenden Schönheit hervorscheint, seien mit Dir, der Du die Offenbarung überragender Größe bist, der König der Ewigkeit, Herr über alle im Himmel und auf Erden! Ich bezeuge, dass durch Dich Gottes Herrschaft und Hoheit, Gottes Erhabenheit und Größe offenbart sind, die Sonnen urewiger Pracht ihren Glanz auf den Himmel Deines unwiderruflichen Ratschlusses ergießen und die Schönheit des Unsichtbaren über dem Horizont der Schöpfung erstrahlt. Ich bezeuge ferner, dass durch eine einzige Bewegung Deiner Feder Dein Gebot ›Sei!‹ vollzogen, Gottes Verborgenes Geheimnis enthüllt, alles Erschaffene ins Sein gerufen und alle Offenbarungen herabgesandt sind.
Weiter bezeuge ich, dass durch Deine Schönheit die Schönheit des Angebeteten entschleiert ward, dass aus Deinem Antlitz das Antlitz des Ersehnten hervorleuchtet, dass Du durch ein Wort von Dir zwischen allem Erschaffenen entscheidest, was die Dir Ergebenen zum Gipfel der Herrlichkeit aufsteigen, die Ungläubigen aber in den tiefsten Abgrund stürzen lässt.
Ich bezeuge: Wer Dich erkennt, erkennt Gott, wer in Deine Gegenwart gelangt, erreicht Gottes Gegenwart. Groß ist darum die Seligkeit dessen, der an Dich und Deine Zeichen glaubt, der sich demütig vor Deiner Herrschaft beugt, dem die Ehre zuteil wird, Dir zu begegnen, der das Wohlgefallen Deines Willens erreicht, der Dich umkreist und vor Deinem Throne steht. Wehe dem, der sich gegen Dich vergeht, Dich leugnet und Deine Zeichen verwirft, Deine Herrschaft bestreitet, sich gegen Dich erhebt und stolz wird vor Deinem Angesicht, der vor Deiner Ordnung und Herrschaft flieht und zu den Ungläubigen gehört, deren Namen von den Fingern Deines Befehls auf Deine heiligen Tafeln geschrieben sind.
So lass denn, o mein Gott und mein Geliebter, von der rechten Hand Deines Erbarmens und Deiner Gnade die heiligen Winde Deiner Gunst wehen, damit sie mich von meinem Selbst und der Welt fortziehen, hin zu den Höfen Deiner Nähe und Deiner Gegenwart. Mächtig bist Du zu tun, was Dir gefällt. Du bist wahrlich erhaben über alle Dinge.
Das Gedenken Gottes und Sein Lobpreis, die Herrlichkeit Gottes und Sein Glanz ruhen auf Dir, o Du, der Du Seine Schönheit bist! Ich bezeuge, dass der Schöpfung Auge niemals einen Unterdrückten Deinesgleichen sah. Alle Tage Deines Lebens warst Du in einem Meer von Leiden versunken. Einmal lagst Du in Ketten und Banden, ein andermal bedrohte Dich Deiner Feinde Schwert. Und dennoch machtest Du allen Menschen zur Pflicht einzuhalten, was Dir von Ihm, dem Allwissenden, dem Allweisen, geboten ward.
Möge mein Geist ein Opfer sein für das Unrecht, das Du erlitten, und meine Seele ein Lösegeld für die Trübsal, die Du ertragen. Ich flehe zu Gott bei Dir und bei denen, deren Angesicht durch den Lichterglanz Deines Antlitzes erleuchtet wird und die aus Liebe zu Dir alles tun, was ihnen befohlen ist, beseitige die Schleier, die sich zwischen Dich und Deine Geschöpfe legen, und versorge mich mit dem Guten dieser Welt und der künftigen. Du bist wahrlich der Allmächtige, der Höchsterhabene, der Allherrliche, der Immervergebende, der Mitleidvolle.
Segne, o Herr mein Gott, den göttlichen Lotosbaum, seine Blätter, seine Äste und Zweige, seine Stengel und Ableger, solange Deine höchsterhabenen Eigenschaften währen. Schütze ihn alsdann vor dem Unheil der Angreifer und den Scharen der Tyrannei. Du bist wahrlich der Allmächtige, der Allgewaltige. Segne, o Herr mein Gott, auch Deine Diener und Dienerinnen, die zu Dir gelangt sind. Du bist wahrlich der Allgütige, dessen Gnade unendlich ist. Es gibt keinen Gott außer Dir, dem Immervergebenden, dem Allgroßmütigen.
(Bahá’u’lláhs, 'Gebete und Meditationen')
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