Vor zweihundert und sechs Jahren wurde ein Kind geboren, das dazu bestimmt war, das Gesicht der Welt zu verändern. Mírzá Husayn Alí-i-Núrí wurde in Teheran, Persien (heute Iran), als Sohn eines Adligen geboren, der am Hof des Schahs diente. Als Er aufwuchs, wurde Er für Seine Spiritualität, Sein angeborenes Wissen und Seine außergewöhnliche Weisheit bekannt. Er achtete nicht auf das Leben des Hofes und die Ambitionen der Reichen und Mächtigen. Er entschied sich stattdessen für die Armen und Unterdrückten zu sorgen und erhielt den Namen "Der Vater der Armen".
Im Jahr 1844 kam ein Brief aus der Stadt Shiraz speziell für Ihn. Es wurde von einem 25 Jahre jungen Kaufmann namens "Der Báb" (oder "Das Tor") geschickt und verkündete das Aufkommen eines neuen Zeitalters für die Menschheit. Sobald Er die Nachricht gelesen hatte, nahm Mírzá Husayn 'Alí den Báb als göttlichen Boten an. Er wandte Sein Leben und Seinen Reichtum sofort der Aufgabe zu, die Botschaft des Báb zu verbreiten. Diese Botschaft raste wie ein Lauffeuer durch Persien, Zehntausende konvertierten in wenigen Jahren. Die Reaktion des islamischen Klerus und der Behörden war schrecklich: Der Báb wurde öffentlich hingerichtet und Tausende seiner Anhänger wurden niedergemetzelt, getötet, einschließlich fast aller der herausragender Personen unter ihnen – mit Ausnahme von Mírzá Husayn 'Alí, der "Bahá'u'lláh" (oder "Die Herrlichkeit Gottes") genannt wurde.
Im Dezember 1852 saß Bahá'u'lláh in einem unsäglich schrecklichen Verlies, bekannt als "Das schwarze Loch", mit dem Gewicht einer 50 kg schweren Kette auf seinen Schultern. Vier Monate lang war Er dort, während einer nach dem anderen Seiner Gefährten zur Exekution gebracht wurden. Hier empfing Bahá'u'lláh die ersten Offenbarungen einer göttlichen Botschaft. Im Buch 'Brief an den Sohn des Wolfes' beschrieb Bahá'u'lláh diesen Moment wie folgt:
»In den Tagen, da ich im Kerker in Tihrán lag, vergönnten Mir die schweren Ketten, die Mich wundrieben, und die üble Luft nur wenig Schlaf; dennoch hatte ich in den seltenen Augenblicken des Schlummers ein Gefühl, wie wenn etwas vom Scheitel Meines Hauptes über Meine Brust strömte, einem mächtigen Sturzbach gleich, der sich vom Gipfel eines hohen Berges zu Tal ergießt. Jedes Glied Meines Körpers wurde so in Flammen gesetzt, und Meine Zunge sprach in solchen Augenblicken Worte, die zu hören kein Mensch hätte ertragen können.«
Die Bahá'í glauben, dass Gott in jedem Zeitalter einen Gesandten zu den Menschen schickt. Diejenigen, welche wir aus der Vergangenheit kennen, waren die großen religiösen Lehrer wie Moses, Krishna, Buddha, Christus und Muhammad. Sie alle haben uns über Gott gelehrt und wie wir unser Leben gestalten sollen. Die Bahá'í verstehen es so, dass jeder Gesandte auf den Botschaften seiner Vorgänger aufbaut. Wie Kinder in einer Schule lernen wir von jedem Lehrer mehr, damit unsere individuellen Seelen zur spirituellen Vollkommenheit fortschreiten und die menschliche Gesellschaft Fortschritte in Richtung Gleichheit, Wohlstand und Frieden macht. Alle Gesandten der Vergangenheit versprachen das Kommen eines großen Weltenlehrers, welcher der Menschheit ein Zeitalter des Friedens bringen würde. Die Bahá'í glauben, dass Bahá'u'lláh alle Verheißungen und Prophezeiungen der Vergangenheit erfüllte, als Er der Welt seine Botschaft verkündete. Wir glauben, dass derselbe Geist, welcher in allen Boten war, auch in Bahá'u'lláh ist. In diesem Moment wurde Bahá'u'lláh aus der Kerkerhaft entlassen, anscheinend verschont wegen der Intervention des russischen Ministers, der ihn zutiefst bewunderte. Zerbrechlich und krank, für seine Familie kaum erkennbar, tauchte Er auf, aber nicht frei. Verbannung war sein Los. Für 40 Jahre wurde Bahá'u'lláh wiederholt von den persischen und osmanischen Behörden ins Exil geschickt und inhaftiert.
»So groß waren Unsere Leiden,«sagte Er später, »dass selbst die Augen Unserer Feinde und darüber hinaus die eines jeden einsichtsvollen Menschen über Uns geweint haben.«
Im Jahr 1863, am Vorabend einer weiteren Verbannung, verwandelte Bahá'u'lláh Trauer zu großer Freude, indem Er Seinen Gefährten ankündigte, dass Er tatsächlich der Verheißene war, den der Báb vorhergesagt hatte – die Universelle Manifestation Gottes, die in allen Schriften der Welt verheißen wurde. Seine Botschaft stand für die Menschheit an der Schwelle ihrer kollektiven Reife, die jetzt eine Ära unvorstellbarer Möglichkeiten hat und in beispielloser Gefahr ist. Seine eindringliche Lehre war, dass die Hoffnung der Menschheit darin besteht, ihre Einheit vollständig anzunehmen: Bahá'u'lláh verkündete in der 'Ährenlese':
»So machtvoll ist das Licht der Einheit, dass es die ganze Erde erleuchten kann.«
In der gesamten Menschheitsgeschichte war Religion das, was ein Volk am stärksten band. Jetzt müssen wir für unser Überleben einen Weg finden, Religion als ein Mittel zu begreifen, nicht nur um ein Volk, sondern die ganze Menschheit zu vereinen.
»Was der Herr als höchstes Mittel und mächtigstes Werkzeug für die Heilung der ganzen Welt verordnet hat, ist die Vereinigung aller ihrer Völker in einer allumfassenden Sache, einem gemeinsamen Glauben.«
Das Leid, mit dem Er sich in seinem irdischen Leben konfrontiert sah, wurde durch diese Feier Seiner Erklärung und andere authentische Darstellungen der Einheit der Welt der Menschheit zu einer Freude in den Himmlischen Reichen.
»Die Erde ist nur ein Land«, verkündete Er aus einem osmanischen Gefängnis in der Mitte des 19. Jahrhunderts, »und alle Menschen sind seine Bürger.«
Alle Menschen sind als Bürger dieser Welt zu sehen, allen ist die gleiche Achtung entgegenzubringen und niemand als böse, minderwertig oder weniger menschlich anzusehen. Eine solche Sichtweise hilft uns die ganze Welt zu verstehen und zu lieben sowie Verständnis und Vertrauen untereinander zu schaffen.
Es ist schön, ein Teil dieser schaffenden Gemeinschaft zu sein, kontaktieren Sie Bahá'í in Ihrer Stadt, lassen Sie uns gemeinsam beginnen!
Jeder Gesandte bringt gesellschaftliche Lehren, die für eine bestimmte Zeit bestimmt sind. Die Lehren Bahá'u'lláhs sind für das Zeitalter, in dem wir heute leben. In nicht weniger als tausend Jahren wird ein anderer Gesandter erscheinen – und so weiter durch alle Zeitalter hindurch. Mit dem Kommen Bahá'u'lláhs beginnt ein neues Zeitalter in der Geschichte der Menschheit.
Das Hauptthema der Bahá'í-Religion ist die Einheit. Dies ist es, was in der heutigen Zeit am meisten gebraucht wird. Im Laufe der Jahrtausende haben wir gelernt, in immer größeren Gruppen friedlich zusammenzuleben. Jetzt ist die Zeit für eine Weltzivilisation, für Weltfrieden und Welteinheit. Zum ersten Mal in unserer Geschichte ist es physisch möglich, dass die Welt als eine Einheit funktioniert.
Ein weiterer grundlegender Aspekt der Einheit ist die Erkenntnis, dass jeder Mensch wertvoll ist und mit Respekt behandelt werden sollte. Ein wichtiges Bahá'í-Prinzip ist, dass wir nicht hinter dem Rücken von Menschen über sie sprechen sollten. Das hat eine sehr giftige und zerstörerische Wirkung. Stattdessen sollten wir uns auf die guten Seiten einer Person konzentrieren und diese wertschätzen. Ein einzigartiges Merkmal der Bahá'í-Religion ist ihr Führungssystem. Es gibt keinen einzelnen Führer mehr. Stattdessen werden alle lokalen und nationalen Geistigen Räte sowie das weltweite Gremium, das Universale Haus der Gerechtigkeit, in geheimer Wahl gewählt. Niemand wird für die Wahl nominiert und niemand versucht, die Menschen davon zu überzeugen, für eine bestimmte Person zu stimmen. Stattdessen wählen die Bahá'í nach Gebet und Überlegung diejenigen, die sie für die fähigsten und spirituellsten halten.
Der Glaube von Bahá'u'lláh hat der Welt heute und in Zukunft viel zu bieten. Hier sind weitere Beispiele für Bahá'u'lláhs Lehren:
»…eine unter den heute bestehenden Sprachen auszuwählen oder eine neue einzuführen und ebenso eine allgemeine Schrift zu bestimmen; beide sollten in allen Schulen der Welt gelehrt werden.«
Hierdurch können wir uns - egal wo wir sind– mit allen Menschen verstehen und austauschen.
»Ins Übermaß gesteigert, wird sich die Zivilisation als eine ebenso ergiebige Quelle des Übels erweisen, wie sie, in den Schranken der Mäßigung gehalten, eine Quelle des Guten war.«
»Vertrauenswürdigkeit ist das weite, breite Tor zur Ruhe und Sicherheit des Volkes. In Wahrheit ist ohne sie, heute wie eh und je, nichts von Bestand.«
»Ihr seid die Früchte eines Baumes und die Blätter eines Zweiges. Verkehrt miteinander in größter Liebe und Eintracht, in Freundschaft und Brüderlichkeit.«
»So mächtig ist das Licht der Einheit, dass es die ganze Erde erleuchten kann.«
Information über das Hinscheiden Bahá'u'lláhs am 29. Mai 1892 in Akká, Israel
Weitere Informationen über den Bahá'í-Glauben finden Sie unter www.Bahai.de
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