So wie verschiedene Individuen unterschiedliche Bedürfnisse haben, so haben auch die Völker jedes Alters unterschiedliche Bedürfnisse.
So wie ein Kind in jeder Entwicklungsphase neue Führung braucht, so braucht auch die Menschheit neue Führung. Gott hat einen Plan und eine Absicht für uns, die Er durch Seine Boten nach und nach offenbart, je nach unseren Bedürfnissen und unserer Reife. Der Bahá'í-Glaube ist der jüngste - aber nicht der endgültige - Ausdruck dieses göttlichen Plans und Ziels.
In den Lehren Bahá'u'lláhs wurde das spirituelle Wissen, das von Gottes vergangenen Gesandten mitgebracht wurde, erweitert und unserer Reife angepasst. Das ist vielleicht der Unterschied zwischen dem Bahá'í-Glauben und den anderen großen Glaubensrichtungen.
»Es wurde von Uns beschlossen«, erklärt Bahá’u’lláh, »dass das Wort Gottes und alle Möglichkeiten daraus den Menschen geoffenbart werden, genau entsprechend den Verhältnissen, wie sie von Ihm, dem Allwissenden, dem Allweisen, vorherbestimmt wurden … Würde dem Wort erlaubt sein, plötzlich alle in ihm verborgenen Kräfte zu entfesseln, so könnte kein Mensch die Last einer so mächtigen Offenbarung ertragen.«
(Shoghi Effendi, 'Der verheißene Tag ist gekommen')
‘Abdu’l-Bahá erläuterte diese Grundwahrheit und schrieb:
»Alles Erschaffene hat seinen Grad oder seine Stufe der Reife. … Ähnlich gibt es Abschnitte und Stufen im Gesellschaftsleben der Menschheit. Einmal durchwanderte sie ihre Kindheit, späterhin ihre Jugendzeit, aber jetzt ist sie in ihre lange verheißene Reifezeit eingetreten, deren Beweise überall offenkundig sind … Was den menschlichen Bedürfnissen in der Frühgeschichte unseres Geschlechts angemessen war, ist weder passend noch genügend für die Erfordernisse des heutigen Tages, dieser Zeit des Neuen und der Vollendung. Die Menschheit hat sich aus ihrem früheren Zustand der Begrenztheit und der Vorerziehung erhoben. Jetzt muss der Mensch mit neuen Tugenden und Kräften, mit neuen sittlichen Maßstäben, mit neuen Fähigkeiten erfüllt werden. Neue Wohltaten, vollkommene Gaben, warten auf ihn und senken sich schon auf ihn herab. Die Gaben und Segnungen der Jugendzeit, wenngleich sie während des Heranwachsens der Menschheit passten und genügten, sind nunmehr außerstande, den Erfordernissen ihrer Reifezeit zu entsprechen.«
(Shoghi Effendi, 'Die Weltordnung Bahá’u’lláhs')
»In jeder Sendung«, hat Er weiter geschrieben, »wurde das Licht göttlicher Führung im Brennpunkt einer Hauptaufgabe gesammelt … In dieser wunderbaren Offenbarung, diesem glorreichen Jahrhundert, ist die Grundlage der Religion Gottes und das unterscheidende Merkmal Seines Gesetzes das Bewusstsein der Einheit der Menschheit.«
(Shoghi Effendi, 'Der verheißene Tag ist gekommen')
»Milch habe ich euch zu trinken gegeben, und nicht Speise; denn ihr konntet noch nicht. Auch könnt ihr jetzt noch nicht.« - 1.Korinther 3:2
Was passiert, wenn wir einem heranwachsenden Kind weiterhin nichts als Milch geben? Hunger, Stress und Krankheiten werden sich einstellen. Das ist es, was mit dem geistigen Leben der Welt geschieht. Gott hat wieder einmal ein wunderschönes Festmahl mit den nahrhaftesten Speisen vorbereitet. In seiner höchsten Liebe lädt er alle ein, zu kommen und sich an den Segnungen und Wohltaten zu erfreuen, die über alles hinausgehen, was sie je gesehen haben:
»Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« - 1.Korinther 2:9
Aber viele ignorieren die Einladung. Sie präsentieren alle möglichen Gründe, um sich zu entschuldigen. Einige von ihnen mögen den Namen des Gastgebers nicht, andere mögen die Tür zum Bankett nicht; einige mögen die Einladungskarte nicht, andere mögen das Menü nicht; einige sagen, sie haben ihr eigenes spezielles Bankett, andere sind zu beschäftigt, und wieder andere hängen zu sehr an ihren Flaschen! Sie sind recht geduldig; sie haben 2.000 oder 3.000 Jahre gewartet; sie können weitere 1.000 Jahre warten.
Gott ist der oberste Lehrer. Er verzögert seine Hilfe nicht einen Augenblick lang. Die Beweise um uns herum deuten darauf hin, dass wir dringend eine helfende Hand brauchen.
»Das Antlitz der Welt«, so klagt Bahá’u’lláh, »hat sich verändert. Der Weg Gottes und die Religion Gottes haben aufgehört, in den Augen der Menschen noch irgendeinen Wert zu besitzen.«»Die Lebenskraft des Glaubens der Menschen an Gott«, so hat Er ebenfalls geschrieben, »liegt in jedem Lande im Sterben … Die zersetzende Gottlosigkeit frisst sich in die Lebenskraft der menschlichen Gesellschaft ein.«»Religion«, so bekräftigt Er, »ist wahrlich das wichtigste Mittel zur Errichtung der Ordnung in der Welt und der Ruhe unter den Völkern … Je größer der Niedergang der Religion, umso schlimmer ist der Starrsinn der Gottlosen. Dies kann am Ende nur zu Chaos und Verwirrung führen.«
(Shoghi Effendi, 'Der verheißene Tag ist gekommen')
Wer sonst als Gott und was sonst als Religion kann Liebe, Hoffnung und Frieden im Herzen der Welt wiederherstellen?
»Religion ist wahrlich das vortrefflichste Mittel zur Errichtung der Ordnung in der Welt und für die Ruhe ihrer Völker. Die Schwäche der Pfeiler der Religion hat die Toren gestärkt und sie dreist und anmaßend gemacht. Wahrlich, Ich sage: Je stärker die Religion verfällt, desto widerspenstiger werden die Gottlosen. Dies kann letztlich nur in Chaos und Gesetzlosigkeit enden. Hört auf Mich, o ihr Einsichtsvollen, und seid gewarnt, o ihr, die ihr Unterscheidungsvermögen besitzt!«
(Bahá’u’lláh, 'Brief an den Sohn des Wolfes')
»Wie der Leib des Menschen eines Gewandes bedarf, sich zu kleiden, so muss der Menschheit Leib mit dem Mantel der Gerechtigkeit und Weisheit geschmückt sein. Ihr Prachtgewand ist die Offenbarung, die Gott ihr gewährt hat. Wann immer dieses Gewand seinen Zweck erfüllt hat, wird der Allmächtige es gewiss erneuern. Denn eine jede Zeit erfordert ein neues Maß des göttlichen Lichtes. Jede göttliche Offenbarung wurde so herabgesandt, wie sie den Verhältnissen des Zeitalters entsprach, in dem sie erschienen ist.«
(Bahá’u’lláh, 'Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs')
Jede der großen Weltreligionen stellt ein Kapitel im Buch des göttlichen Wissens dar, das der Menschheit anvertraut wurde. Während wir voranschreiten, fügt Gott etwa alle tausend Jahre ein neues Kapitel in das Buch ein. Das neue Kapitel wiederholt und erweitert einige der Grundlagen, die in den vorherigen gefunden wurden, wie z.B. Gott zu lieben und gütig, ehrlich und wohltätig zu sein. Diese Tugenden ändern sich nie. Sie sind so ewig und unveränderlich wie Gott selbst.
Jedes neue Kapitel führt auch einige neue Weisungen und Informationen ein, wie sie z.B. in den Bahá'í-Schriften über die Vereinigung der menschlichen Rasse und die Schaffung einer neuen Gesellschaftsordnung zu finden sind.
Die Religionen unterscheiden sich nur in Bezug auf die sozialen Lehren, nicht in den grundlegenden spirituellen Wahrheiten. Vergebung, Glaube, Selbstbeherrschung, Selbstachtung, Selbstaufopferung, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Losgelöstsein und Liebe - diese Tugenden waren und werden immer das Leben und das Licht der Welt sein. Daher besteht der einzige Unterschied zwischen dem Bahá'í-Glauben und anderen Glaubensrichtungen in den sozialen und nicht in den spirituellen Lehren. Durch das Studium jedes der folgenden Kapitel des Buches des göttlichen Wissens gewinnen wir ein tieferes Verständnis der vorhergehenden Kapitel. Wir wachsen auch im Glauben, denn wir erkennen das Einssein, die unendliche Weisheit und die Größe seines höchsten Autors und Gestalters.
Diese fortschreitende Enthüllung von göttlicher Wahrheit und Wissen wird sich für immer fortsetzen:
»Wahrlich, keine Religion werden Wir ins Leben rufen, die nicht in künftigen Tagen erneuert würde. Dieses Versprechen gaben Wir feierlich. Wahrlich, Wir sind erhaben über alle Dinge…«
(Báb, 'Eine Auswahl aus Seinen Schriften')
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