Die Welt befindet sich in einer Zeit des radikalen Wandels. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich keiner von uns der Wahrheit entziehen kann, dass das Wohlergehen des Einzelnen untrennbar mit dem Wohlergehen aller verbunden ist. Die physische Trennung von denen, welche wir lieben, gepaart mit einem erhöhten Bewusstsein für die Kürze dieses irdischen Lebens, hilft, uns größere Fragen zu stellen, als wir es vielleicht bisher getan haben. Drei Fragen könnten es sein: Was ist der Wille Gottes für die Menschheit? Wie kann ich meine Lebensaufgabe mit dem Willen Gottes in Einklang bringen? Und welche spezifischen Fähigkeiten kann ich jetzt in mir stärken, die mir helfen werden, den Bedürfnissen der Menschheit in dieser entscheidenden Zeit besser zu dienen?
In den Bahá'í-Schriften wird uns gesagt, dass Gottes Wille letztlich wohlwollend ist. Bahá’u’lláh, sprach in 'Botschaften aus ‘Akká':
»Alles, was vom Himmel des göttlichen Willens herniederkommt, ist Mittel für Errichtung von Ordnung in der Welt und fördert Einheit und Freundschaft zwischen ihren Völkern.«
In der Tat ist die Vision, zu deren Aufbau die Bahá'í aufgerufen sind, zwar gewaltig und berührt jeden Aspekt des Lebens, aber die Wahrheit, auf der diese Offenbarung beruht, ist die Einheit der menschlichen Rasse. In 'Die Weltordnung Bahá’u’lláhs' schrieb Shoghi Effendi:
»Die Einheit der Familie, des Stammes, des Stadtstaates und der Nation ist nacheinander in Angriff genommen und völlig erreicht worden. Welteinheit ist das Ziel, dem eine gequälte Menschheit zustrebt.«
Bahá’u’lláh erklärte im Buch 'Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs':
»Der Hauptzweck, der den Glauben Gottes und Seine Religion beseelt, ist, das Wohl des Menschengeschlechts zu sichern, seine Einheit zu fördern und den Geist der Liebe und Verbundenheit unter den Menschen zu pflegen. … Dies ist der gerade Pfad, die feste, unverrückbare Grundlage. Was immer auf dieser Grundlage errichtet ist, dessen Stärke können Wandel und Wechsel der Welt nie beeinträchtigen, noch wird der Ablauf zahlloser Jahrhunderte seinen Bau untergraben.«
Dies scheint darauf hinzuweisen, dass - zumindest aus einer Bahá'í-Perspektive - der Wille Gottes für heute die Einigung der Menschheit ist, und dies zeigt sich in den weltweit unzähligen und vielfältigen Aktivitäten und Initiativen, die ihre Verwirklichung fördern.
Auf die Verwirklichung der Einheit der Menschheit hinzuarbeiten, klingt nach einem lohnenden Ziel, aber es bringt uns zurück zu der Frage, wie wir als Individuum mit unseren spezifischen Stärken und Schwächen, Hoffnungen und Ängsten dazu kommen, unser eigenes Leben mit dem Willen Gottes in Einklang zu bringen. Wie bewahren wir ein beständiges, ruhiges Bewusstsein der Tatsache, dass alles, was in der Welt geschieht, irgendwie in den Willen Gottes passt. Leider lernt der Mensch nur durch Leid, dass, wenn die Hoffnungslosigkeit der Welt um uns herum beginnt uns herunterzuziehen, wir auf das Gute schauen sollten, um zu versuchen die Tendenz in der Evolution zu erkennen. Die Schriften von Bahá’u’lláh ermutigen uns, auf die grenzenlose Kraft Gottes zurückzugreifen, wenn die Unermesslichkeit der anstehenden Aufgaben und unsere eigenen Grenzen uns überwältigen. Bahá’u’lláh schrieb im Buch 'Ährenlese':
»Ein Tropfen aus dem wogenden Meere Seiner endlosen Gnade hat die ganze Schöpfung mit der Zierde des Daseins geschmückt, und ein Lufthauch aus Seinem unvergleichlichen Paradiese hat alles Sein mit dem Gewande Seiner Heiligkeit und Herrlichkeit bekleidet. Ein Funke aus der unergründlichen Tiefe Seines unumschränkten, alldurchdringenden Willens hat aus völligem Nichts eine Schöpfung ins Dasein gerufen, unendlich in ihrer Ausdehnung und unvergänglich in ihrer Dauer. Die Wunder Seiner Großmut können niemals enden, und der Strom Seiner barmherzigen Gnade kann niemals aufgehalten werden. Sein Schöpfungsakt hatte keinen Anfang und kann kein Ende haben.«
Zu wissen, dass wir einen solchen stetigen Strom an Inspiration und Kraft haben, aus dem wir schöpfen können, während wir im Dienst an der Menschheit vorankommen, ist beruhigend. Die Bahá'í-Schriften sagen uns, dass wir unseren eigenen Willen aufgeben und unseren Willen mit dem Willen Gottes in Einklang bringen sollen, nicht indem wir apathisch werden, sondern indem wir Seinen Lehren folgen, anderen dienen und spirituelle Qualitäten verfeinern, die uns helfen, während dieser herausfordernden Zeiten zu dienen. Die Bahá'í sind dazu aufgerufen:
»Lasst, was unter euch im Schwange ist, und übernehmt, was euch der getreue Ratgeber gebietet. Beraubt euch nicht selbst der Wohltaten, die um euretwillen erschaffen sind.«
(Bahá’u’lláh, 'Botschaften aus ‘Akká')
Anstatt sich an die vielen physischen Ablenkungen zu hängen, die in der heutigen Gesellschaft als Symbole des Erfolgs hochgehalten werden, sagt Bahá’u’lláh:
»Es geziemt dir, dich dem Willen Gottes zu weihen. Was immer in Seinen Sendschreiben offenbart wurde, ist nur eine Widerspiegelung Seines Willens. So vollkommen muss deine Hingabe sein, dass jede Spur weltlichen Verlangens von deinem Herzen hinweggewaschen wird. Dies ist die Bedeutung wahrer Einheit.«
(Bahá’u’lláh, 'Ährenlese')
Es gibt viele spirituelle Qualitäten, die uns helfen würden, der Menschheit besser zu dienen, und ihre Entwicklung könnte uns viele Lebenszeiten lang beschäftigen: Hingabe, Großzügigkeit, Freundlichkeit und Kooperation sind einige, welche uns dazu einfallen. Aber wie identifizieren wir Qualitäten, welche mit unseren eigenen Fähigkeiten übereinstimmen und den spezifischen Bedürfnissen der Menschheit am besten dienen? Ein Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an alle Nationalen Geistigen Räte vom 9. Mai 2020 sagt, dass wir Folgendes erstreben sollen:
»Wo sich Vertrauen in die Fähigkeit anderer, eine demütige Lernhaltung, gegenseitige Unterstützung und Hilfe, Geduld und Nachsicht, Flexibilität und Großmut sowie liebevolle Freundschaft und Ermutigung finden, bilden alle Elemente des Handlungsrahmens eine Einheit und machen Fortschritte. Wie es das Haus der Gerechtigkeit beschreibt: „Die Wirkung geistiger Kräfte in der Arena des Dienstes wird zunehmend sichtbar, und Freundschaftsbande, die so unerlässlich sind für einen gesunden Wachstumsverlauf, werden stetig gestärkt.“«
(Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit)
Losgelöstheit, Vertrauen und strahlende Duldsamkeit sind drei Qualitäten, die sowohl in den heiligen Schriften als auch in Botschaften des Universalen Hauses der Gerechtigkeit erwähnt werden. Flexibilität und gesteigerte Kreativität in der Art und Weise, wie wir die Menschen um uns herum versorgen und ermutigen, werden ebenfalls hervorgehoben. Außerdem sagt uns das Haus der Gerechtigkeit, dass wir nicht zulassen sollten, dass die Umstände der Welt die Energie und den Einsatz, mit denen wir unsere Ziele verfolgen, schmälern:
»Durch Austausch dieser Art wird das Bewusstsein für die geistigen Kräfte geschärft, scheinbare Dichotomien machen unerwarteten Einsichten Platz, das Gefühl der Einheit und gemeinsamen Berufung wird gestärkt, das Vertrauen darauf, dass eine bessere Welt geschaffen werden kann, wird aufgebaut und die Verpflichtung zum Handeln tritt zutage.«
(Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit)
Es scheint, dass der Bahá'í-Ansatz, in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu leben, eine Einladung ist, unsere Vision vom Sinn des Lebens über die Grenzen von Jahreszeiten, Jahren und sogar unseres eigenen irdischen Lebens hinaus zu erweitern, während wir gleichzeitig und regelmäßig prüfen, was die Bedürfnisse unserer lokalen und globalen Gemeinschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt sind. Kurz gesagt: Wir fragen, was die Welt jetzt braucht, um zu bestimmen, wie wir darauf reagieren - und behalten dabei immer im Hinterkopf, dass die Einheit der Menschheit unser letztes und verheißenes Ziel ist.
Wollen Sie sich auch auf die Reise begeben und versuchen Ihren Willen mit dem Willen Gottes in Einklang zu bringen?
Geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, um Benachrichtigungen über neue Beiträge via E-Mail zu erhalten.
Kommentare
Keine Kommentare