Wer war ‘Abdu’l-Bahá

Die besonderen Titel ‘Abdu’l-Bahás

Es ist eine unvergleichliche Rolle, welche Bahá’u’lláh Seinem ältesten Sohn ‘Abdu’l-Bahá zugewiesen hatte. ‘Abdu’l-Bahás einzigartige Gestalt ist das Vorbild für das von Seinem Vater gelehrte Lebensmuster. Er ist zugleich der göttlich inspirierte, bevollmächtigte Interpret Seiner Lehre und der Mittel- und Angelpunkt des Bundes, den der Stifter der Bahá’í-Offenbarung mit allen, die Ihn anerkennen, geschlossen hat. Die neunundzwanzigjährige Amtszeit ‘Abdu’l-Bahás beschenkte die Bahá’í-Welt mit einer leuchtenden Sammlung von Erläuterungen, die vielfältige Einblicke in die Zielsetzungen Seines Vaters eröffnen.

Wie bedeutsam ist es doch, dass ‘Abdu’l-Bahá, der das Werkzeug dieser erhabenen Offenbarung werden sollte, in derselben Nacht, am 23. März 1844 in Teheran, geboren wurde, in der der Báb (1819-1850) Mullá Husayn mit Seiner Sendung vertraut machte und so den Prozess der Vorbereitung Seiner Anhänger auf das Erscheinen "Dessen, den Gott offenbaren wird", in Gang setzte.

‘Abdu’l-Bahá, mit bürgerlichem Namen `Abbas Effendi`, begleitete seit Seinem 9. Lebensjahr Seinen Vater auf dessem gesamten Verbannungsweg und war Ihm schon in jungen Jahren eine wesentliche Stütze.

Im Buch 'Die Weltordnung Bahá'u'lláhs' von Shoghi Effendi finden wir folgende Aussagen:

»Er (‘Abdu’l-Bahá) ist zuerst und vor allem der Mittelpunkt und die Achse des unvergleichlichen und allumfassenden Bündnisses Bahá'u'lláhs und sollte für immer so betrachtet werden, als Seine erhabenste Schöpfung, der fleckenlose Spiegel Seines Lichtes, das vollkommene Beispiel Seiner Lehren, der niemals irrende Ausleger Seines Wortes, der Ausdruck eines jeglichen Bahá'í-Ideals, die Verkörperung jeder Bahá'í-Tugend, der Mächtigste Zweig, der aus der Urewigen Wurzel hervorging, der Arm des göttlichen Gesetzes, das Wesen, "um das sich alle Namen bewegen", die Triebkraft der Vereinigung der Menschheit, das Banner des Größten Friedens, der Mond des Zentralgestirns dieser heiligsten Sendung. Dies alles sind Benennungen und Ehrennamen, die sich aus Seiner Stufe ergeben und ihren getreuesten, höchsten, edelsten Ausdruck in dem Zaubernamen ‘Abdu’l-Bahá finden. Er ist, jenseits von allen diesen Benennungen, "das Geheimnis Gottes" - ein Ausdruck, den Bahá'u'lláh selber gewählt hat, um ihn zu bezeichnen, und der, ohne uns irgendwie zur Zuerkennung der Stufe der Prophetenschaft zu berechtigen, andeutet, wie in der Gestalt ‘Abdu’l-Bahás die auseinanderlaufenden Kennzeichen menschlicher Natur und übermenschlicher Erkenntnis und Vollkommenheit verschmolzen und in völlige Übereinstimmung gebracht sind.«

‘Abdu’l-Bahá ist sechs Jahre alt, als der Báb in Tabríz Selbst zum Blutzeugen Seiner Sendung wird, und im Alter von acht Jahren muss ‘Abdu’l-Bahá von fern beobachten, wie Sein über alles geliebter Vater in schweren Ketten aus dem "Schwarzen Loch", dem Kerker des Sháh in Tihrán, einige Minuten ans Sonnenlicht geführt wird. Kurz darauf beginnt eine Zeit der Verbannung und Erniedrigung, die für ‘Abdu’l-Bahá, den Enkel eines Ministers aus altem persischem Adel, bis zu Seinem 65. Lebensjahr dauert. Die erste Station nach einem Wintermarsch durchs Gebirge ist Baghdád; dort ist der Heranwachsende der Erste, der Seinen Vater als den Verheißenen aller Religionen der Vergangenheit erkennt, lange bevor Bahá'u'lláh sich 1863 öffentlich erklärt. Wie es der Name, den Er annimmt, ausdrückt - ‘Abdu’l-Bahá ist arabisch und bedeutet "Diener der Herrlichkeit" -, stellt ‘Abdu’l-Bahá Sein ganzes Leben unter die Aufgabe, die "Sache Gottes" zu verkünden und zu verteidigen. Überall auf dem langen Verbannungsweg, in Konstantinopel, Adrianopel und ab 1868 in der Gefängnisstadt 'Akká, offenbart Er in triumphierender, leidgestählter Durchgeistigung diejenigen Eigenschaften und Kräfte, auf welche Bahá'u'lláh die Zukunft Seiner weltweiten Glaubensgemeinschaft gründet, und in Seinem Testament setzt Bahá'u'lláh ‘Abdu’l-Bahá als Vorbild religiösen Lebens, als Ausleger Seines Wortes und als Mittelpunkt Seines Bündnisses ein.

Zwischen 1892 und 1908 sind die Verfolgungen für ‘Abdu’l-Bahá besonders hart; dann befreit Ihn - wie viele andere politische und religiöse Gefangene - die Jungtürkische Revolution.

Die Reisen ‘Abdu’l-Bahás

Die bis dahin seltenen Kontakte mit dem Westen können erweitert werden; 1911 bis 1913 reist ‘Abdu’l-Bahá durch Europa und Nordamerika, besucht die jungen Bahá'í-Gemeinden, festigt ihren Glauben vor der drohenden Katastrophe des Ersten Weltkrieges, die Er klar vorausschaut, und spricht zu zahllosen öffentlichen Versammlungen in Universitäten, Kirchen, Friedensvereinigungen und menschenfreundlichen Gesellschaften. Bei vielen prominenten Persönlichkeiten, bei hoch und niedrig, hinterlassen Seine Ansprachen in ihrer klaren, systematischen Zusammenfassung der Anliegen geistiger Kultur und aufgeklärter Religion einen nachhaltigen Eindruck. Als 'Ansprachen in Paris', 'Beantwortete Fragen', 'The Promulgation of Universal Peace' und in Tausenden von 'Tablets' sind Seine Gedanken festgeschrieben, und Abhandlungen wie 'Das Geheimnis göttlicher Kultur' führen die aktuellsten politischen Probleme auf ewige Wahrheiten zurück. Während des Weltkrieges im Heiligen Land isoliert, festigt ‘Abdu’l-Bahá die kleine dortige Gemeinde durch Erinnerungen an die großen Vorbilder des jungen Glaubens: 'Vorbilder der Treue'; zugleich fordert Er die Bahá'í des Westens auf, die Verbreitung der Sache Bahá'u'lláhs nach Seinem Beispiel fortzusetzen und als "Pioniere" zielbewusst in alle Länder des Planeten zu reisen.

Vor etwas mehr als einhundert Jahren, am 1. April 1913, traf ‘Abdu’l-Bahá zu einem Besuch in Stuttgart ein. Dieser Besuch war ein historisches Ereignis für die deutsche Bahá'í-Gemeinde, die erst wenige Jahre zuvor in Stuttgart ihre ersten Wurzeln geschlagen hatte.

Mehr über den historischen Besuch ‘Abdu’l-Bahás in Deutschland erfahren Sie auf der Website, die 2013 anlässlich der 100-jährigen Wiederkehr seines Besuchs vom Nationalen Geistigen Rat Deutschland eingerichtet wurde.

Als General Allenby im Spätsommer 1918 Haifa von der türkischen Herrschaft befreit, kabelt er nach London: "Habe heute Palästina eingenommen. Verständigte die Welt, dass ‘Abdu’l-Bahá in Sicherheit ist".

‘Abdu’l-Bahá wurde im Jahr 1920 - in Anerkennung seiner humanitären Verdienste während der Kriegsjahre - zum Ritter des Britischen Empires geschlagen. Die Ritterschaft des Britischen Empires akzeptiert ‘Abdu’l-Bahá als "Ehrengeschenk eines gerechten Königs", und Seine Bestattung im November 1921 ist die volkreichste Demonstration für die geistige Einheit der Religionen, die das Heilige Land bis dahin je erlebt hat.

In Shoghi Effendis Buch 'Die Weltordnung Bahá'u'lláhs' finden wir eine Erklärung 'Abdu'l-Bahás über sich selbst:

»Mein Name ist ‘Abdu’l-Bahá. Meine Auszeichnung ist ‘Abdu’l-Bahá. Meine Wirklichkeit ist ‘Abdu’l-Bahá. Mein Ruhm ist ‘Abdu’l-Bahá. Unterwerfung unter die Gesegnete Vollkommenheit ist meine köstliche und strahlende Krone und Dienst am ganzen Menschengeschlecht meine immerwährende Religion … Kein anderer Name, kein Titel, keine Erwähnung, keine Empfehlung ist mir eigen, noch will ich sie je zu eigen haben denn nur ‘Abdu’l-Bahá. Das ist mein Wunsch. Das ist meine größte Sehnsucht. Das ist mein ewiges Leben. Das ist meine nie vergehende Ehre!«

Das Hinscheiden ‘Abdu’l-Bahás

In der Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 26. November 2018 lesen wir:

»…zum Gedenken an das Hinscheiden ‘Abdu’l-Bahás, wird das Herz jedes Bahá’í durch die Erinnerung an Den bewegt, Der das Geheimnis Gottes ist, der Mittelpunkt des uneinnehmbaren Bundes Bahá’u’lláhs, die Triebfeder für die Einheit der Menschheit, die Verkörperung eines jeden Bahá’í-Ideals, der Mächtigste Zweig Gottes, unter dem alle Zuflucht finden können. Möge Seine grenzenlose Liebe und zärtliche Fürsorge Ihnen Gewissheit und Stärkung geben, während Sie danach streben, das Vertrauen zu rechtfertigen, das Er in Seinem Testament und Seinem Göttlichen Plan in Sie gesetzt hat.«

Am 28. November begehen wir das Hinscheiden ‘Abdu’l-Bahás und gedenken dieses einzigartigen Menschen.

Mit einem Wunsch ‘Abdu’l-Bahás, gefunden in seinem Buch 'Briefe und Botschaften' wollen wir diesen Artikel schließen:

»Niemals ist es der Wunsch ‘Abdu’l-Bahás, ein Wesen verletzt zu sehen, noch will er jemandem Kummer bereiten; denn kein größeres Geschenk kann der Mensch empfangen, als eines anderen Herz zu erfreuen. Ich bitte Gott, dass ihr Freudenspender werdet wie die Engel im Himmel.«

 

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