Ridván: Ein Tag der Freude

Ridván: Ein Tag der Freude für die Bahá'í und für die Welt

Das Fest wird in den Gärten von Bahjí, in der Nähe von Akká / Israel, an der Grabstätte Bahá'u'lláhs gefeiert, das für die Bahá'í als der heiligste Ort der Welt gilt. Es wird auch in Bahá'í-Gemeinden auf der ganzen Welt gefeiert.

Während der Ridván-Zeit kommen die Bahá'í zusammen, um zu beten, über die spirituelle Bedeutung des Festes nachzudenken und die Offenbarung Bahá'u'lláhs zu feiern. Sie organisieren auch besondere Veranstaltungen wie Gebete und Andachten, Musik- bzw. Tanzaufführungen und gesellige Zusammenkünfte. Das Fest ist eine Zeit der Freude und des Feierns – eine Zeit, in der das Engagement für den Bahá'í-Glauben und die Verbesserung der Welt erneuert wird.

Ridván wird auch als eine Zeit der Hoffnung und des Neubeginns gesehen; es erinnert an Bahá'u'lláhs Botschaft von Einheit, Frieden und der Einheit der Menschheit. Das Fest wird von Bahá'í aller Altersgruppen und Hintergründe gefeiert. Es ist eine Gelegenheit für sie, zusammenzukommen, um über die spirituellen Lehren des Bahá'í-Glaubens nachzudenken und ihre Verpflichtung zu erneuern, sich für die Besserung der Welt einzusetzen.

Die Bahá'í feiern das Ridván-Fest, um des Jahrestages jenes Gartenaufenthalts zu gedenken, bei dem Bahá'u'lláh seine Mission erklärte und den Bahá'í-Glauben stiftete, der in den zwölf Tagen vor seiner Verbannung nach Istanbul (damals Konstantinopel) im Jahr 1863 außerhalb Bagdads stattfand.

Bahá’u’lláh's Wunsch

Zehn Jahre zuvor, 1853, hatte die persische Regierung Bahá'u'lláh von Teheran nach Bagdad verbannt, weil sie die rasche Verbreitung seiner Lehren und ihre fortschrittlichen Auswirkungen auf die Gesellschaft fürchtete. Im April 1863 verbannten die Behörden Bahá'u'lláh erneut ins Exil, da das bisherige Exil nicht „funktionierte“ – seine Lehren verbreiteten sich weiter und bedrohten die Geistlichkeit. Hier einige Aussagen Bahá'u'lláhs:

»Wir wünschen nur das Gute der Welt und das Glück der Völker«, verkündet Er, »damit alle Völker eins werden im Glauben und alle Menschen wie Brüder; damit das Band der Zuneigung und Einheit unter den Menschen gestärkt werde; damit die Spaltung der Religion aufhöre und Rassenunterschiede ausgelöscht werden.« »Bahá’u’lláh hat gesagt«, so schreibt ‘Abdu’l-Bahá, »dass die verschiedenen Menschenrassen dem Ganzen vollendete Harmonie und Farbschönheit verleihen. Lasst daher sich alle zusammentun in diesem großen Garten der Menschheit, so wie auch die Blumen untereinander gemischt Seite an Seite stehen und ohne Misston oder Uneinigkeit zwischen sich wachsen.«

(Zitiert bei Shoghi Effendi, 'Das Kommen Göttlicher Gerechtigkeit')

In jenem schicksalhaften Frühling folgte Bahá'u'lláhs symbolischer Aufenthalt im grünen Garten von Ridván auf Wochen tragischer Trauer für seine Freunde, Anhänger und Familie. Als sie von der Anordnung der Regierung erfuhren, Bahá'u'lláh aus Bagdad zu entfernen und ihn für immer aus ihrer Mitte zu verbannen, trauerten und klagten sie, drängten sich in großer Zahl in und um sein Haus. Da dieselbe Regierung bereits seinen Vorgänger und Verkünder, den Báb, hingerichtet hatte, sahen die Anhänger Bahá'u'lláhs seinem bevorstehenden Weggang mit großer Sorge entgegen.

‘Abdu’l-Bahá zählt in Seinen 'Beantworteten Fragen' die weitreichenden Auswirkungen der Verbannung Abrahams auf und bekräftigt:

»Mit etwas Überlegung könnte man sich fragen: Wenn die Verbannung Abrahams von Ur nach Aleppo in Syrien solche Auswirkungen hatte, was muss dann die Verbannung der Gesegneten Schönheit, Bahá’u’lláh, von Ṭihrán nach Baghdád, von dort nach Konstantinopel, dann nach Adrianopel und schließlich ins Heilige Land zur Folge haben!«

(‘Abdu’l-Bahá, 'Beantwortete Fragen')

Der Wandel: von der Tragödie zum Triumph

Doch inmitten all dieser Angst und Traurigkeit verkündete Bahá'u'lláh die Mission Seines neuen Glaubens – und diese tiefgreifende Ankündigung verwandelte den Anlass Seiner Verbannung von einer Tragödie in einen Triumph.

So begehen am 21. April die Bahá'í-Gemeinden und ihre Freunde in aller Welt die Tage vor der Verbannung Bahá'u'lláhs von Bagdad nach Istanbul nicht als eine Zeit der Trauer oder des Bedauerns, sondern als ein Fest großer Freude. Trotz der wiederholten Verbannung Bahá'u'lláhs ist dieses Fest ein Beweis für die Macht des Gesandten Gottes, aus dem Bösen Gutes zu schaffen, aus der Finsternis das Licht hervorzubringen und aus der scheinbaren Niederlage den Sieg zu erringen.

Bahá'u'lláhs Erklärung im Garten Ridván inspirierte die Handvoll Gläubigen, welche Er ausgewählt hatte, um Seine neue Botschaft zu hören, und erfüllte die ganze Versammlung im Garten mit Freude und Leben. Sogar diejenigen, welche nichts von Bahá'u'lláhs Erklärung wussten, berichteten, dass sie ein unerklärliches Gefühl von Glück und Fröhlichkeit empfanden. Diese freudigen Gefühle und Gedanken erleben die Bahá'í jedes Jahr wieder, wenn sie das Ridván-Fest feiern:

»So geschieht es, dass durch den Aufgang dieser göttlichen Sonnen die Welt erneuert wird, die Wasser ewigen Lebens strömen, die Wogen göttlicher Gnade steigen, die Wolken der Barmherzigkeit sich sammeln und der Windhauch der Gnade über alle erschaffenen Dinge weht. Die Wärme, die diese Sonnen Gottes ausstrahlen, und die unauslöschlichen Feuer, die sie entfachen, lassen das Licht der Gottesliebe in den Herzen der Menschen mächtig entbrennen. Durch die Gnadenfülle dieser Urbilder der Loslösung wird der Geist ewigen Lebens in die Leiber der Toten gehaucht. Wahrlich, die sichtbare Sonne ist nur ein Zeichen des Glanzes jenes Tagesgestirns der Wahrheit, jener Sonne, für die nie ein Ebenbürtiger, ein Abbild oder einer, der sich mit ihr messen könnte, zu finden ist. Durch Ihn leben alle Dinge, durch Ihn werden sie bewegt und haben sie ihr Sein. Durch Seine Gnade sind sie offenbar gemacht, und zu Ihm kehren sie alle zurück. Ihm sind alle Dinge entsprungen, und alle haben sie in den Schatzkammern Seiner Offenbarung Zuflucht gefunden. Aus Ihm gingen alle erschaffenen Dinge hervor, und in die Verwahrungsorte Seines Gesetzes kehrten sie zurück.«

(Bahá’u’lláh, 'Kitáb-i-Íqán')

Führung für die Bahá'í und für die Welt

In Anlehnung an Bahá'u'lláhs Botschaft "Alles wird neu erschaffen" ist die Ridván-Zeit auch die Zeit, in der die Bahá'í weltweit demokratische Institutionen wählen, welche ihren Glauben verwalten. Da die Bahá'í keinen Klerus haben, verwalten sich die Bahá'í-Gemeinden selbst durch demokratisch gewählte Gremien, die aus neun Personen bestehen und Geistige Räte genannt werden. Die Wahlen für die lokalen Geistigen Räte der Bahá'í in jedem Ort, in dem Bahá'í leben, und für die nationalen Geistigen Räte in jedem Land finden jedes Jahr während der zwölf Tage des Ridván Festes statt. Alle fünf Jahre wählen die Bahá'í in dieser Zeit das höchste leitende Gremium dieser Ordnung, das Universale Haus der Gerechtigkeit, wie auch in diesem Jahr, 2023, in Haifa, Israel.

Wenn sich die Bahá'í versammeln, um zu beten und in aller Stille ihre Stimmen für die Institutionen abzugeben, welche sie inspirieren und durch das Jahr leiten werden, bekräftigen die Bahá'í die Lehren ihres Glaubens über die Einheit der Menschheit, erneuern symbolisch ihren Bund mit Bahá'u'lláh und lösen diese bedeutsame Erklärung im Garten Ridván ein, indem sie die Struktur einer lebendigen, geeinten globalen Gemeinschaft bekräftigen, die in Bahá'u'lláhs Namen errichtet wurde.

In der Súriy-i-Ṣabr, der Súrih der Geduld, die bereits im Jahre 1863, genau am Tage Seiner Ankunft im Garten Riḍván offenbart wurde, bestätigt Bahá’u’lláh:

»Gott hat Seine Boten herniedergesandt, damit sie auf Moses und Jesus folgten, und Er wird fortfahren, so zu tun bis an das ›Ende, das kein Ende hat‹, auf dass Seine Gnade aus dem Himmel göttlicher Freigebigkeit fortwährend auf die Menschheit komme.«

»Ich hege keine Befürchtungen um Meinetwillen«, betont Bahá’u’lláh noch stärker, »Ich fürchte nur für Ihn, der nach Mir zu euch herabgesandt wird – für Ihn, der mit viel Hoheit und gewaltiger Herrschaft ausgestattet sein wird.« Und wieder schreibt Er in der Súratu’l-Haykal: »Jene Worte, die Ich offenbart habe, beziehen sich nicht auf Mich, sondern auf Ihn, der nach Mir kommt. Gott, der Allwissende, ist mein Zeuge!« »Verfahret nicht mit Ihm«, fügt Er hinzu, »wie ihr mit Mir verfahren.«

 

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