Ist der Weltfriede eine Utopie?

Auf der Basis der Bahá‘í-Lehren ist der Weltfriede keine Utopie

Ein als unausführbar geltender Plan ohne reale Grundlage wird Utopie genannt. Jeder Plan bleibt unausführbar, wenn zu seiner Verwirklichung nicht die richtige Methode und die geeigneten Werkzeuge verwendet werden. Um den Krieg auszuschalten, dessen Hauptursache das Streben nach Macht und Besitz ist, der wiederum als Zwischenstufe zur Macht dient, genügen rein menschliche Bestimmungen und Vorkehrungen nicht; denn die menschlichen Triebe, Neigungen und Wünsche, die zum Kriege führen und die Menschen so weit blenden können, dass sie bereit sind, das Leben anderer zu zerstören, machen bei Paragrafen und Appellen nicht Halt.

»Den Grundsatz der Einheit, für den dieser Glaube eintritt und mit dem er gleichgesetzt wird, haben sie als einen öden Versuch der Gleichmacherei missdeutet; seine wiederholten Bekräftigungen, dass es übernatürliche Wirkkräfte gibt, haben sie als hohlen Zauberglauben verurteilt, die Herrlichkeit seines Idealismus als bloße Utopie verworfen.«

(Shoghi Effendi, 'Die Weltordnung Bahá’u’lláhs')

Die Menschen müssen eine geistige Erziehung, ja sogar eine Wandlung erfahren, durch die ihre tierischen Eigenschaften und Triebe von den menschlichen und geistigen Eigenschaften in Griff gehalten werden. Die Menschheit muss sich zu einer organischen, zusammenhängenden Einheit entwickeln, in der alle Rassen, Völker, Nationen, Religionen - und was es sonst an Verschiedenheiten geben mag - harmonisch zusammenarbeiten und füreinander da sein. Unsere Erde muss als eine Heimat und die Menschheit als ihre Bürger betrachtet werden.

»Diese Handbreit Erde ist nur eine Heimat und eine Wohnstatt. Euch geziemt es, alle Hoffart aufzugeben, weil sie Entfremdung schafft, und eure Herzen auf das zu richten, was Eintracht stiftet.«

(Bahá’u’lláh, 'Botschaften aus ‘Akká')

Die Herzen der Menschen müssen miteinander geistig verbunden werden

Diese Erziehung und diese Wandlung benötigt eine andere Kraft als die, welche den menschlichen Gesetzen eigen ist. Die Herzen der Menschen müssen miteinander geistig verbunden werden. Die Geschichte der Menschheit zeigt, dass diese Kraft immer der Religion, der wahren und reinen Religion Gottes entströmte. Die Religion hat immer die Menschheit erzogen, Völker geeinigt und eine neue Kultur und eine neue Zivilisation gegründet.

»Die Lebenskraft des Gottesglaubens stirbt aus in allen Landen. Nur Seine heilende Arznei kann sie jemals wiederherstellen. Der Schwamm der Gottlosigkeit frisst sich in das Mark der menschlichen Gesellschaft. Was außer dem Heiltrank Seiner machtvollen Offenbarung kann sie reinigen und neu beleben? Liegt es in menschlicher Macht, o Ḥakím, in den Bestandteilen irgendeines der winzigen, unteilbaren Teilchen der Materie eine so völlige Umwandlung zu bewirken, dass sie in lauteres Gold verwandelt wird? So verwirrend und schwierig dies erscheinen mag, Wir wurden bevollmächtigt, die noch größere Aufgabe zu erfüllen, satanische Stärke in himmlische Macht zu verwandeln. Die Kraft zu einer solchen Umwandlung übertrifft die Wirksamkeit des Lebenselixiers. Das Wort Gottes allein kann für sich in Anspruch nehmen, zu einer so großen, so weitreichenden Wandlung fähig zu sein.«

(Bahá’u’lláh, 'Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs')

Aber sobald die Kraft der Religion in den Menschenherzen geschwächt wurde, haben die Triebe und Neigungen überhandgenommen und Menschlichkeit und Nächstenliebe wurde Stück für Stück abgebaut, so dass man sogar in Namen der Religion Kriege führte.

Darum glauben die Bahá‘í, dass der Religionsimpuls, dessen Quelle stets dieselbe, nämlich Gott ist, immer wieder relativ zur Entwicklungsstufe der menschlichen Gesellschaft erneuert werden muss.

Eine erneute Offenbarung Gottes, welche die Kraft besitzt, alle Menschenherzen zu gewinnen und sie alle in das Zelt der "Einheit der Menschheit" zu führen, ist in der Bahá‘í-Religion wieder gekommen. Sie lehrt:

»O Menschenkinder!

Wisst ihr, warum Wir euch alle aus dem gleichen Staub erschufen? Damit sich keiner über den anderen erhebe. Bedenket allzeit in eurem Herzen, wie ihr erschaffen seid. Da Wir euch alle aus dem gleichen Stoff erschufen, ziemt es euch, wie eine Seele zu sein, auf selbem Fuße zu wandeln, in gleicher Weise zu essen und im selben Lande zu wohnen, auf dass aus eurem innersten Wesen durch eure Werke die Zeichen der Einheit und das Wesen der Loslösung offenbar werden. Solches rate Ich euch, o Scharen des Lichts. Achtet wohl auf diesen Rat, damit ihr die heiligen Früchte vom Baume wundersamer Herrlichkeit erlanget.«

(Bahá’u’lláh, 'Verborgene Worte')

Der Weg zur Einheit der Menschheit

Kann uns der Weg zur Einheit der Menschheit helfen den Weltfrieden zu erreichen, die Klimakrise zu überwinden und auch Hunger und Krankheiten vorzubeugen?

»Ihr seid die Früchte eines Baumes und die Blätter eines Zweiges. Verkehrt miteinander in größter Liebe und Eintracht, in Freundschaft und Brüderlichkeit. Er, die Sonne der Wahrheit, ist Mein Zeuge! So mächtig ist das Licht der Einheit, dass es die ganze Erde erleuchten kann. Der eine wahre Gott, der alle Dinge kennt, bezeugt die Wahrheit dieser Worte.«

(Bahá’u’lláh, 'Brief an den Sohn des Wolfes')

Was denken Sie, welche Schritte sollten wir unternehmen um Frieden und Wohlfahrt der Menschen weltweit zu gewähren? Können die Worte des Universalen Hauses der Gerechtigkeit uns helfen?

»"Menschliche Rede will ihrem Wesen nach Einfluss üben und bedarf deshalb der Mäßigung", schreibt Bahá’u’lláh. "Ein bestimmtes Wort ist wie der Frühling, der die zarten Schösslinge im Rosengarten der Erkenntnis grünen und blühen lässt, während ein anderes Wort wie tödliches Gift ist", erklärt Er. "Ein umsichtiger und weiser Mensch sollte deshalb voll Milde und Geduld reden, damit die Süße seiner Worte einen jeden erlangen lässt, was der Stufe des Menschen angemessen ist." Unter dieser Mäßigung versteht Er jedoch in keinster Weise einen bloßen Kompromiss, eine Verwässerung der Wahrheit oder einen heuchlerischen oder utopischen Konsens. Die Mäßigung, die Er anmahnt, verlangt die Beendigung der zerstörerischen Exzesse, die die Menschheit geplagt und endlose Streitigkeiten und Unruhen angefacht haben. Die Mäßigung in Beratung und Handeln steht im scharfen Gegensatz zum rücksichtslosen Aufzwingen von Meinungen durch Macht oder dem Beharren auf ideologischen Zielen, die beide die Suche nach Wahrheit behindern und die Saat fortgesetzter Ungerechtigkeit säen. "Wer sich an die Gerechtigkeit hält, kann auf keinen Fall die Grenzen der Mäßigung überschreiten", sagt Bahá’u’lláh. "Durch die Führung des Allsehenden erkennt er die Wahrheit in allen Dingen."«

(Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 29. November 2017)

»Seien Sie nicht bestürzt, wenn Ihre Bemühungen von jenen Stimmen als utopisch abgetan werden, die sich jedem Vorschlag für einen grundlegenden Wandel widersetzen würden. Vertrauen Sie auf die Fähigkeit dieser Generation, sich aus den Verstrickungen einer gespaltenen Gesellschaft zu befreien. Um eurer Verantwortung gerecht zu werden, müsst ihr Mut beweisen, den Mut derer, die an den Maßstäben der Rechtschaffenheit festhalten, deren Leben von der Reinheit des Denkens und Handelns geprägt ist und deren Ziel von Liebe und unbeugsamem Glauben geleitet wird. Indem ihr euch der Heilung der Wunden widmet, mit denen eure Völker behaftet sind, werdet ihr zu unbesiegbaren Vorkämpfern der Gerechtigkeit.«

(Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 8. Januar 2000)

Nur wenn die Kindheit der Menschheit insgesamt wirklich beendet ist und ihr Erwachsensein anbricht, sind derartige Perspektiven mehr als nur ein weiteres utopisches Scheingebilde. Sich vorzustellen, dass eine Anstrengung von der hier ins Auge gefassten Größenordnung durch verzweifelte und widerstreitende Völkern und Nationen bewältigt werden könnte, widerspricht aller bisheriger Erfahrung. Erst wenn die gesellschaftliche Evolution an einem jener entscheidenden Wendepunkte angelangt ist, in dem alle Erscheinungsformen des Seins plötzlich unweigerlich auf neue Stufen ihrer Entwicklung gehoben werden, kann man sich eine solche Möglichkeit vorstellen. Bahá’u’lláh versichert uns, dass dies heute der Fall ist. Die tiefe Überzeugung, dass der Prozess einer solch bedeutenden Umgestaltung sich im menschlichen Bewusstsein bereits vollzieht, hat zu den in diesem Dokument vorgetragenen Ansichten angeregt. Für alle, die darin vertraute Stimmen ihres eigenen Herzens wiedererkennen, vermitteln die Worte Bahá’u’lláhs die Gewissheit, dass Gott an diesem unvergleichlichen Tag die Menschheit mit den geistigen Möglichkeiten ausgestattet hat, dieser Herausforderung in vollem Umfang gewachsen zu sein:

»O ihr, die ihr die Himmel und die Erde bewohnt! Erschienen ist, was nie zuvor erschien.«

»Dies ist der Tag, da Gottes erhabenste Segnungen den Menschen zugeströmt sind, der Tag, da alles Erschaffene mit Seiner mächtigsten Gnade erfüllt wurde.«

(Bahá’í International Community, 'Das Wohlergehen der Menschheit')

Weiterführende Artikel auf dieser Seite:

'Weltfrieden', Eine Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an die Bahá'í der Welt, vom 18. Januar 2019.

'Die Verheißung des Weltfriedens', Eine Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit an die Völker der Welt, vom 1. Oktober 1985.

'Der geringere Friede und der größte Friede' - eine der Verheißungen Bahá'u'lláhs.

 

 

 

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