Wir werden täglich mit dieser Frage konfrontiert; darüber hinaus haben die Entscheidungen, die wir in Bezug auf Lebensmittel treffen, enorme Auswirkungen auf alle Lebewesen – auf andere Menschen, auf Tiere, auf Pflanzen und auf die Umwelt. Wir müssen bei unseren Lebensmittelentscheidungen global denken. Wir sind nicht nur eine Familie, ein Stamm oder ein Dorf – wir sind eine Welt, jeder von uns ist Bürger eines einzigen Planeten.
Wir denken bei Lebensmitteln oft ichbezogen. Vielleicht um unser äußeres Erscheinungsbild zu kontrollieren – um ein bestimmtes Gewicht zu erreichen oder um für andere "gut auszusehen". All diese Gedanken beruhen auf kulturellen und materiellen Wahrnehmungen aus unserer Tradition. Sie beruhen nicht auf unserer geistigen Realität. Daher neigen wir dazu, Lebensmittel aus einer egozentrischen und nicht aus einer spirituellen Perspektive zu betrachten.
Sollten wir uns vielleicht erst einmal fragen: Welches Ziel verfolgen wir mit der Wahl unserer Lebensmittel? Wenn nicht, um ein Sixpack zu bekommen, warum sollten wir uns dann darum kümmern, was wir essen? Aus der Sicht der Bahá'í ist Gesundheit essenziell:
»Wenn du Gesundheit erstrebst, so wünsche sie dir zum Dienste am Königreich. Ich hoffe, dass du vollkommene Einsicht, unbeugsame Entschlossenheit, völlige Gesundheit und geistige und physische Kraft erlangst, damit du aus dem Brunnen des ewigen Lebens trinkst und dir der Geist der göttlichen Bestätigung hilft.«
(‘Abdu’l-Bahá, zitiert in 'Bahá'u'lláh und das Neue Zeitalter')
»O göttliche Vorsehung! Verleihe dem Volke Bahás in allen Dingen Reinheit und Makellosigkeit. …so dass sie rein und frei, gesund und geläutert leben, würdig des Dienstes an Deiner heiligen Schwelle und der Verbindung zu ihrem Herrn.«
(‘Abdu’l-Bahá, 'Briefe und Botschaften')
Jetzt wissen wir, warum wir uns gesund ernähren sollten: um unseren Mitmenschen, um Gott besser dienen zu können. Aber da die Bahá’í-Lehren keine spezifische Diät vorschreiben, was dann? ‘Abdu’l-Bahá hat uns einige Hinweise gegeben, wohin wir gehen müssen, wie in diesem Zitat:
»Was wird unsere Nahrung in der Zukunft sein? Früchte und Getreide. Die Zeit wird kommen, wo wir kein Fleisch mehr essen werden. Die Medizin steckt noch in ihren Kinderschuhen, sie hat aber dennoch gezeigt, dass unsere natürliche Kost das ist, was aus dem Boden auswächst. Die Menschen werden sich allmählich hin zu diesen natürlichen Nahrungsmitteln entwickeln.«
(Zusammenstellung: Gesundheit, Ernährung, Medizin und Heilen)
Aber ‘Abdu’l-Bahá bezieht sich nicht nur auf Obst und Getreide – in anderen Schriften spricht er von Hülsenfrüchten, Nüssen, Ölen und Gemüse als Bestandteilen der Ernährung, welche die Menschheit schließlich annehmen wird.
»Wenn Gesundheit und körperliches Wohlbefinden auf dem Pfade des Königreichs geopfert werden, so ist dies durchaus annehmbar und lobenswert; und wenn sie zum allgemeinen Besten der Menschheit dahin gegeben werden – selbst wenn es zu ihrem materiellen Vorteil und eine Art Wohltätigkeit wäre – so ist auch dies willkommen. Wenn jedoch menschliche Gesundheit und Wohlstand zur Befriedigung sinnlicher Begierden in tierischem Leben und teuflischem Streben vergeudet werden – dann ist Krankheit besser als solche Gesundheit; ja, selbst der Tod ist einem solchen Leben vorzuziehen.«
(‘Abdu’l-Bahá, zit. in 'Bahá'u'lláh und das Neue Zeitalter')
Wir sollten jedoch möglichst nur das essen, was uns und der Umwelt guttut. Wir sehen, dass heute zu viel Getreide – anstelle für Lebensmittel – als Futtermittel und Treibstoff Verwendung finden. Es liegt also an uns auch hier Schritte zu unternehmen; z.B. ist es möglich sich einzuschränken bei Fleisch und auch beim Biokraftstoff-Konsum. Es kann uns nur gut gehen, wenn es allen Menschen gut geht.
Finden wir die Antwort in den Heiligen Schriften?
»Aber ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen.«
(Hebräer 11,6)
Weit bedeutsamer als die körperliche Gesundheit ist die geistige Gesundheit. Es ist die Befähigung umsichtiger Menschen mit gutem Urteilsvermögen, welche mit Reife und Vernunft handeln und Alternativen treffen.
»Wenn du nun das wahre Heilmittel wissen willst, das den Menschen von jeglicher Krankheit heilt und ihm die Gesundheit des göttlichen Reiches verleiht, so wisse, dass dies die Gebote und Lehren Gottes sind. Richte deine ganze Aufmerksamkeit auf sie!«
(‘Abdu’l-Bahá, 'Briefe und Botschaften')
‘Abdu’l-Bahá lehrt, dass geistige Gesundheit zu körperlicher Gesundheit führt, dass aber körperliche Gesundheit von vielen Umständen abhängig ist, deren manche sich außerhalb der Kontrolle des Menschen befinden. Daher vermag selbst die musterhafteste geistige Haltung des einzelnen nicht in jedem Fall die körperliche Gesundheit zu sichern. Auch die heiligsten Männer und Frauen leiden zuweilen unter Krankheiten.
»...Sie sollten Ihre Gesundheit nicht vernachlässigen, sondern sie als ein Mittel sehen, das Sie zum Dienen befähigt. Er – der Körper – ist wie ein Pferd, das die Persönlichkeit und den Geist trägt und sollte gut gepflegt werden, damit es seine Arbeit tun kann! Sie sollten gewiss Ihre Nerven schonen und sich dazu zwingen, Zeit nicht nur für Gebet und Meditation, sondern auch für richtige Ruhe und Entspannung zu nehmen.«
(Shoghi Effendi, in einem Brief vom 23. November 1947)
Dessen ungeachtet ist der segensreiche Einfluss auf die körperliche Gesundheit, der von einer richtigen geistigen Einstellung ausgeht, weit mächtiger, als man es sich im Allgemeinen denkt, und er genügt in verhältnismäßig vielen Fällen, um die schlechte Gesundheit zu beseitigen. ‘Abdu’l-Bahá schrieb an eine englische Dame:
»Du hast über deine körperliche Schwäche geschrieben. Ich erbitte von der Freigebigkeit Bahá'u'lláhs, dass dein Geist stark werden möge, damit dein Körper durch die Stärke deines Geistes geheilt werde.«
Ferner sagte ‘Abdu’l-Bahá im Buch 'Ansprachen in Paris':
»Ohne die Hilfe Gottes ist der Mensch wie das Tier, das umkommt, aber Gott hat ihn mit so wunderbarer Kraft bedacht, dass er immer aufwärts schauen und außer anderen Gaben auch Heilung aus Seinem göttlichen Segensüberfluss empfangen mag.«
»Doch ach, der Mensch ist nicht für diese höchste Segnung dankbar, sondern er schläft den Schlaf der Nachlässigkeit und missachtet die große Gnade, die ihm Gott erzeigt hat, indem er sein Gesicht vom Lichte abkehrt und seinen Weg im Dunkel geht.«
Es gibt viele Ernährungsrichtungen, viele Meinungen; manche sagen im Bioladen, aus der Biolandwirtschaft ist vieles sehr viel besser, aber vielleicht ist nicht alles so perfekt für uns. Häufig jedoch werden aus einer Ernährungsrichtung nur jene Teile gegessen, welche uns gefallen. Ideal ist nach wie vor, möglichst abwechslungsreich zu essen, die typisch ungesunden und wirklich schlechten Lebensmittel zu streichen (Zucker, Weißmehl, stark verarbeitete Fertigprodukte und jene, die man persönlich nicht verträgt), zusätzlich die übrigen Lebensmittel in möglichst hoher Qualität auszuwählen.
Im nächsten Zitat lesen wir, dass Bahá'u'lláh – was Diät und Ernährung anbelangt –empfohlen hat, sich bei Experten und Ärzten Rat und Hilfe zu holen:
»In Gesundheitsfragen, vor allem was Diät und Ernährung anbelangt, rät das Universale Haus der Gerechtigkeit den Freunden, sich bei Experten und Ärzten Rat und Hilfe zu holen. Dies ist, was Bahá'u'lláh empfohlen hat, und Er gibt nicht an, welcher geistigen oder praktischen Richtung sie angehören sollten. Da Sie jedoch spezifisch wegen Hinweisen im Alten Testament auf Fleisch und Fisch fragen, hat uns das Haus der Gerechtigkeit gebeten, für Sie den Auszug eines Briefes zu zitieren, den ein Sekretär im Auftrag Shoghi Effendis an einen Gläubigen geschrieben hat: "...in den Schriften steht nichts darüber, ob man seine Nahrung gekocht oder roh essen sollte; Sport treiben oder nicht; sich bestimmten Behandlungen unterziehen oder nicht; auch ist das Essen von Fleisch nicht verboten."«
(Universales Haus der Gerechtigkeit, Brief vom 19. Juni 1977)
Eine Welt, in der wir wenig Fleisch essen – für den Planeten und für uns selbst wäre das gut. Wir sind derzeit aber noch weit davon entfernt. Fleisch wird gelegentlich für alte, kranke und schwache Menschen empfohlen; für junge, gesunde und starke Menschen könnte der Fleischkonsum reduziert werden, was einen positiven Einfluss auf die Welternährung nehmen würde.
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