Gedanken über das Meer der Schriften Bahá'u'lláhs

Gedanken über das Meer der Schriften Bahá'u'lláhs - zum Aufbau einer geistigen Zivilisation

Eine Besonderheit des Bahá'í-Glaubens ist, dass alle Schriften seines Stifters Bahá'u'lláh und dessen ältesten Sohnes und alleinigen Auslegers seiner Schriften, ‘Abdu’l-Bahá, zur Verfügung stehen. Hierin werden uns so viele Wege und Analogien angeboten, wie wir alle unsere eigenen Wege der Wahrheit in Richtung Gott beschreiten können. Eine wichtige Analogie, in vielen Schriften und Offenbarungen Bahá'u'lláhs, sind die Hinweise, welche Er zum Meer gemacht hat.

»Versenkt euch in das Meer Meiner Worte, damit ihr seine Geheimnisse ergründen und alle Perlen der Weisheit entdecken möget, die in seinen Tiefen verborgen liegen.«

Zu Beginn ist das Meer der perfekte Bezugspunkt für die Weite der Bahá'í-Schriften, so dass viele von uns dies innerhalb unseres eigenen Wissens und unserer eigenen Sichtweisen verstehen und leicht anwenden können. ‘Abdu’l-Bahá sagt uns im Buch 'Briefe und Botschaften':

»Zwar bedeutet es den höchsten Ruhm der Menschheit, Wissenschaften und Künste zu erwerben, aber nur unter der Bedingung, dass des Menschen Strom in die mächtige See mündet und aus Gottes urewigem Quell Gottes Eingebung schöpft. Sobald das geschieht, ist jeder Lehrer ein uferloses Meer, jeder Schüler ein üppiger Springquell des Wissens. Wenn so das Streben nach Wissen zur Schönheit Dessen führt, der das Ziel allen Wissens ist, wie wunderbar ist dann die Absicht! Andernfalls mag vielleicht ein winziger Tropfen den Menschen vom Strom der Gnade fernhalten, denn mit Gelehrsamkeit gehen Hochmut und Stolz einher; das aber führt zu Irrtum und Gleichgültigkeit gegen Gott.«

Das Nachdenken über diese ständige Analogie, zusammen mit der Ausdehnung und Tiefe der Schriften des Bahá'í-Glaubens, gibt uns eine tiefe Einsicht und dem Verständnis der Schriften einen noch größeren Sinn.

Einige von uns haben das Meer mit eigenen Augen gesehen und sogar in der Nähe davon gelebt, während andere Tausende von Kilometern vom nächstgelegenen Meer entfernt leben und möglicherweise nie die Möglichkeit haben, es in ihrem Leben zu besuchen. Bildlich gesprochen ist das Meer von Bahá'u'lláhs Worten immer in der Nähe. Er sagt uns:

»O Meine Diener! Der eine, wahre Gott ist Mein Zeuge! Dieses größte, dieses unergründliche, wogende Meer ist euch nahe, erstaunlich nahe. Seht, es ist euch näher als euere Lebensader! Schnell wie mit einem Augenaufschlag könnt ihr, wenn ihr nur wollt, hingelangen und teilhaben an dieser unvergänglichen Gunst, dieser gottgegebenen Gnade, diesem unzerstörbaren Geschenk, dieser mächtigsten, unaussprechlich herrlichen Gnadengabe.«

Das ist ähnlich, wie wir uns entscheiden, uns mit dem Meer zu verbinden: Wir können alle sitzen und die Schönheit des Meeres bewundern. Für einige ist das Meer nur ein Teil der natürlichen Landschaft unserer Welt. Andere werden glauben, dass das Sitzen am Meeresufer so weit reicht, wie sie gehen werden, wenn es darum geht, sich in die Tiefen dieses wundersamen Wassers zu begeben. Einige Leute kommen und tauchen ihre Zehen hinein oder schwimmen sogar vom Ufer weg, um zu fühlen, dass sie wirklich von diesem Gewässer umhüllt sind. Sie wissen jedoch, dass sie nicht so weit draußen sind, und können bei Bedarf problemlos zum Ufer zurückschwimmen. Andere Leute steigen in ein Boot und begeben sich vom Ufer weg über die Oberfläche dieser natürlichen Schönheit, um in der Wärme der Sonne durch die Wellen zu gleiten, plätschern über die Oberfläche, und fragen sich weiterhin, was sich wohl darunter befinden könnte. Sie halten vielleicht inne und tauchen dort ein, wo sich andere aufhalten um ein wenig unter die Oberfläche zu schauen. Dies muss nicht bedeuten, dass ihre Erfahrungen sich stark von denen an der Küste unterscheiden, da es sich dabei nur um einen anderen Teil desselben Meers handelt. ‘Abdu’l-Bahá sagt uns:

»Der Ozean ist eine einzige Wassermasse, aber seine Teile haben eigene Bezeichnungen: Atlantik, Pazifik, Mittelmeer, Antarktisches Meer usw. Wenn wir auf diese Namen achten, blicken wir auf das Unterscheidende; aber das Wasser, der Ozean selbst ist eine Wirklichkeit. Gleicherweise sind die göttlichen Religionen der heiligen Manifestationen Gottes in Wirklichkeit eine, obwohl sie sich in Namen und Bezeichnungen unterscheiden.«

Einige könnten sich sogar Schnorchelausrüstung anziehen und einen längeren Blick unter die Oberfläche werfen, egal ob sie sich an der Oberfläche oder in tieferen Lagen befinden. So können sie einen Blick in eine Welt erfahren, die sie normalerweise nicht vom Land aus sehen würden.

Für andere sind die Küste, Bootsfahrten und sogar das Schnorcheln nicht genug. Sie wollen mehr als nur einen Blick. Sie wollen mehr als nur die oberen Gewässer dieses ausgedehnten Meers durchqueren. Sie möchten trainiert werden, um besser unter die Oberfläche tauchen und die unendlichen Tiefen erkunden zu können. Sie wollen neue Schätze suchen und entdecken. Sie möchten mehr über diese Tiefen erfahren, um ihre Erkenntnisse mit den Menschen an der Oberfläche zu teilen. Die Realität dieser Erfahrung in unserer wissenschaftlich gebundenen Welt bedeutet jedoch, dass diejenigen, die unten tauchen, nur eine begrenzte Zeit für jeden Tauchgang haben, um nach ihren Schätzen zu suchen. Während andere so weit gehen könnten, dass sie einen Teil ihres Lebens in einem von Menschenhand geschaffenen U-Boot ständig unter Wasser verbringen, sind deren Erkundungen nur dann sinnvoll, wenn sie lediglich kurze Zeit bleiben und an die Oberfläche zurückkehren, um ihr Wissen und neue Theorien zu teilen, die Informationen von dem, was sie gefunden haben, dafür nutzen, um unsere kollektive Wahrheit voranzubringen.

Bahá'u'lláh spricht in der folgenden Passage von diesen Tiefen:

»O Meine Diener! Meine heilige, Meine von Gott verordnete Offenbarung mag mit einem Meere verglichen werden, in dessen Tiefen zahllose Perlen von hohem Wert und unübertrefflichem Glanz verborgen sind. Es ist die Pflicht eines jeden Suchers, sich zu mühen und danach zu streben, die Küsten dieses Meeres zu erreichen, auf dass er entsprechend dem Eifer seines Suchens und seiner Anstrengungen an solchen Wohltaten teilhabe, wie sie in Gottes unabänderlichen, verborgenen Tafeln vorherbestimmt sind.«

So wie wir in unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Meer immer noch wachsen und uns weiterentwickeln, so wachsen wir auch in unserem Wissen und Verständnis der Tiefen der Schriften unserer Propheten. Wir haben zwar Ultraschallgeräte und U-Boote, um uns tiefer als zuvor zu begeben. Dies ist jedoch nur von Bedeutung, wenn wir an die Oberfläche zurückkehren und die Informationen austauschen, die wir gefunden haben - diese Informationen mit den schon vorhandenen Informationen zusammenstellen und Wege finden, um sie einzusetzen, um unser Leben zu verbessern.

Was diese Einsicht bietet, ist, dass wir durch unsere eigenen Erkundungen der Meere der Erde über die Wettersysteme und die Strömungen des Wassers gelernt haben, was unser Klima beeinflusst. Wir haben gelernt, dass verschiedene Teile des Meers nicht gleich aussehen, aber sie sind alle miteinander verbunden und wir sind alle von ihnen betroffen. Wir haben gelernt, dass das Meer sehr tief ist, aber wir sind bisher nicht dazu in der Lage, am Meeresgrund zu leben. Die Beispiele sind endlos. Anstatt an der Oberfläche zu bleiben, würden wir genauso gerne tief in die Worte Gottes eintauchen und dort bleiben. Der einzige Weg, die Welt über Wasser zu verstehen, besteht darin, die Welt darunter zu verstehen. Die einzige Möglichkeit, mehr über die Strömungen, Wellen und Wettersysteme zu erfahren, die unseren natürlichen Lebensraum prägen, ist, mehr darüber zu erfahren, woher sie kommen. In ähnlicher Weise kann ich einer anderen Seele nur wirksam dienen, wenn man die Tiefen der Lehren und die Weite dieser Realität versteht und letztendlich Wege findet, um sein spirituelles Selbst innerhalb der menschlichen Erfahrung und in allen Welten Gottes zu entwickeln.

»Fern sei es uns, jemals den Glauben an die unermesslichen Gunstbeweise Gottes zu verlieren; denn wenn es Sein Wunsch wäre, könnte Er ein bloßes Atom in eine Sonne und einen einzigen Tropfen in ein Meer verwandeln. Tausend Türen tut Er auf, wo der Mensch außerstande ist, sich auch nur eine vorzustellen.« - Bahá'u'lláh

 

Haltet Meine Gebote aus Liebe zu Meiner Schönheit!

Die Liebe sollte der einzig wahre Beweggrund für die Einhaltung der Gebote Gottes sein. Im Buch 'Kitáb-i-Aqdas', dem Heiligsten Buch, schreibt Bahá'u'lláh:

»Aus Meinen Gesetzen strömt der süße Duft Meines Gewandes, und mit ihrer Hilfe werden die Banner des Sieges auf den höchsten Höhen gehisst. Die Zunge Meiner Macht hat aus dem Himmel Meiner allmächtigen Herrlichkeit diese Worte an Meine Schöpfung gerichtet: "Haltet Meine Gebote aus Liebe zu Meiner Schönheit!"«

Bücher der Heiligen Schriften Bahá'u'lláhs könnt ihr im Bahá'í-Zentrum Erfurt ausleihen, sie gibt es auch im Bahá'í-Verlag, oder vielen Buchhandlungen.

 

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