Ernährung, Landwirtschaft und wir als Gemeinschaft

Ernährung, Landwirtschaft und unsre Verantwortung als Gemeinschaft

Wir möchten allen, welche sich am Diskurs über die Landwirtschaft im Zusammenhang mit Disziplinen wie Gesundheit, Bildung, Kommunikation, Wirtschaft, Umweltwissenschaften, Gemeinschaftsbildung, spirituelle Entwicklung und mehr beteiligen, ansprechen. Landwirte, die vor vielfältigen Herausforderungen stehen. Lehrer, Animateure, Tutoren sowie Jugendliche auf der Suche nach ihrem beruflichen Weg. Bahá’ís und Freunde, die sich für die Besserung der Welt engagieren. Und alle anderen, die für ihre Ernährung auf einen Landwirt angewiesen sind!

Mit dieser Zusammenstellung, welche auf Zitaten aus den heiligen und maßgeblichen Texten des Glaubens sowie Erklärungen und Dokumente verschiedener Bahá’í-Organisationen aufbaut, wollen wir dieses Thema betrachten. Es bietet einen kleinen Beitrag zum Diskurs über die Landwirtschaft. Sie stützt sich sowohl auf grundlegende spirituelle Konzepte als auch auf praktische Ideen für die Umgestaltung der Nahrungsmittelsysteme und ist eine wertvolle Quelle für alle, die eine Bahá'í-Perspektive zu diesem wichtigen Thema suchen.

Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion betreffen uns alle, jeden einzelnen von uns.

Steigende Getreidepreise durch die Folgen des Ukraine-Kriegs zeigen uns die Wichtigkeit der Landwirtschaft.

»Krieg sei das schlimmste Unheil, das einem Volk widerfahren könne, weil das Volk, das sich normalerweise Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und anderem nützlichem Schaffen widmet, von seinen verschiedenen Tätigkeiten weggeholt und zu Soldaten gemacht werde, so dass Vergeudung und Verlust und dazu noch Zerstörung und Kriegsgemetzel in hohem Maße um sich greifen.«

(‘Abdu’l-Bahá, '‘Abdu’l-Bahá in London')

Was heißt das für die Zukunft der Landwirtschaft?

‘Abdu’l-Bahá, schrieb dazu im Buch 'Die Verkündigung des Weltfriedens' Folgendes:

»Die grundlegende Basis der Gemeinschaft ist die Landwirtschaft, die Bearbeitung des Bodens.«

Es ist schon erstaunlich, dass die Landwirtschaft etwas ist, dem die meisten Menschen entkommen wollen; sie ist mit Armut und Schufterei verbunden, was nicht der Fall sein sollte. Wir alle benötigen gesunde Nahrungsmittel.

»Alle Glieder des gesellschaftlichen Organismus sollen die höchsten Errungenschaften der Gesellschaft genießen. Um das Problem zu lösen, müssen wir mit den Bauern beginnen. Bei ihm werden wir eine Grundlage für System und Ordnung legen; denn der Nährstand, die landwirtschaftliche Bevölkerung, übertrifft andere Klassen durch Wichtigkeit seiner Leistungen.«

(‘Abdu’l-Bahá, 'Das Dorfmodel')

Dies ist nicht die einzige Stelle in den Bahá'í-Schriften, an welcher der Landwirtschaft und dem Ackerbau eine so große Bedeutung beigemessen wird. An anderer Stelle wird sie als grundlegende Basis des Gemeinwesens bezeichnet; die wirtschaftliche Lage der Landwirte wird als entscheidend für die Schaffung eines gerechten Wirtschaftssystems beschrieben, und es wird hervorgehoben, wie wichtig es ist, dass Frauen eine gleichberechtigte Rolle auf dem Gebiet der Agrarwissenschaft spielen.

Die Wichtigkeit der Landwirtschaft

Bahá’u’lláh erklärte im Buch 'Botschaften aus ‘Akká': »Besondere Beachtung muss der Landwirtschaft geschenkt werden … hat sie ohne Zweifel den VorrangEr bezeichnet sie als eine Tätigkeit, die »den Fortschritt der Menschheit und den Aufbau der Welt bewirkt«.

In den Bahá'í-Schriften heißt es ganz klar, dass die Landwirtschaft der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Diese grundlegende Wahrheit, die oft übersehen wird, ist offensichtlich, denn ohne ausreichende Nahrung würden wir verhungern. Weniger offensichtlich für diejenigen, die Teil einer industriellen Zivilisation sind, ist die Tatsache, dass sie die grundlegende Basis für die Wirtschaft eines Landes bilden soll.

‘Abdu’l-Bahá bestätigt in der Schrift 'Star of the West':

»Die Grundlage der Gemeinschaft ist dieLandwirtschaft, der Ackerbau …«.

Er beschreibt die Landwirtschaft als »eine edle Wissenschaft«, deren Ausübung »Gottesdienst« ist, und ermutigt Frauen wie Männer, sich mit »landwirtschaftlichen Wissenschaften« zu beschäftigen. Wenn ein Mensch »auf diesem Gebiet bewandert wird, trägt er zum Wohl unzähliger Menschen bei.«

(‘Abdu’l-Bahá, aus einem aus dem Persischen übersetzten Sendschreiben)

Bezüglich der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Völker betont das Universale Haus der Gerechtigkeit in einem Schreiben vom 31. März 1985 die Wichtigkeit der »Landwirtschaft und die Wahrung des ökologischen Gleichgewichts in der Welt.«

Die ursprüngliche Inspiration stammt aus den Worten und dem Leben der zentralen Figuren des Glaubens. Sie würdigen die Rolle des Landwirts, geben Anleitung für menschliches Verhalten und nennen klar die Anforderungen für den Weltfrieden. Extreme Krisen haben sie nicht davon abgehalten, selbst Bauernhöfe und Gärten anzulegen.

Vielfältige Einflüsse haben unser Engagement geprägt: eine spirituell gesunde Familie zu erziehen; Rassengerechtigkeit zu fördern; für Frauen, Kinder und Jugendliche einzutreten; die Landwirtschaft und die Rolle des Landwirts zu fördern; die Umwelt und die Tierwelt zu schützen; den Klimawandel zu untersuchen; Wasser zu sparen; für saubere Luft einzutreten; Grundsätze einer gerechten Regierungsführung zu veröffentlichen; sich für das Leben in der Nachbarschaft zu engagieren.

»Bleibt die Erde unbebaut, so wird sie zur Wildnis, in der Unkraut wächst. Wenn aber der Bauer kommt und sie beackert, bringt sie Ernten hervor, die als Nahrung für Lebewesen dienen. Daraus ergibt sich klar, dass die Bearbeitung der Erde durch den Bauer notwendig ist.«

(‘Abdu’l-Bahás, 'Beantwortete Fragen')

Landwirtschaftliche Fortschritte

Eine positive kulturelle Einstellung zur Landwirtschaft, insbesondere unter der ländlichen Jugend, ist ein wichtiges Element zur Stärkung ländlicher Gemeinschaften in allen Teilen der Welt. Das Geschick und die Sorgfalt des Landwirts und des Gartenbauers führen zu Verbesserungen in vielen Bereichen des Lebens:

»Ein Weizenkorn wird eine ganze Ernte bringen, wenn es vom Bauern kultiviert wird, und ein Samenkorn wird durch die Pflege des Gärtners zu einem großen Baum heranwachsen.«

Die Dringlichkeit von Gerechtigkeit in den Welternährungssystemen hat ihren Ursprung wahrscheinlich in den schwierigen Tagen der Depression und des Zweiten Weltkriegs. Mit Einfallsreichtum und Ausdauer kämpften unsere verarmten Eltern darum, uns und unsere Geschwister zu versorgen.

Ohne eine tiefgreifende Umgestaltung des Agrarsystems werden wir die großen Probleme der Welt nicht vollständig lösen können. Mit Hilfe von Agrartechnologien können wir die Landwirtschaft in die zunehmend urbanen Gesellschaften bringen und einen Großteil der durch den Klimawandel verursachten Schäden rückgängig machen.

»Wohlstand«, so bestätigt ‘Abdu’l-Bahá, »ist allen Lobes wert, wenn er durch die eigenen Anstrengungen eines Menschen und durch die Gnade Gottes auf den Gebieten des Handels, der Landwirtschaft, der Kunst oder des Gewerbefleißes erworben und für menschenfreundliche Zwecke ausgegeben wird.«

(Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, 1. März 2017)

Die Bahá’í-Offenbarung sieht die Umgestaltung der Weltordnung und ein zentraler Bestandteil dieses Umgestaltungsprozesses ist die Landwirtschaft. Wir hoffen, diese Betrachtung trägt zum besseren Verständnis bei, was die zentrale Rolle der Landwirtschaft bei der Schaffung des Weltfriedens betrifft.

Shoghi Effendi, schrieb im Buch: 'Die Weltordnung Bahá’u’lláhs':

»Obwohl in vergangenen Religionszyklen Einklang begründet wurde, war in Ermangelung der Mittel die Einheit der Menschheit unerreichbar. Die Kontinente blieben weit voneinander getrennt, ja sogar unter den Völkern ein und desselben Kontinents waren Verbindung und Austausch nahezu unmöglich. Infolgedessen waren Umgang, Verständigung und Einheit zwischen allen Völkern und Geschlechtern der Erde unerreichbar. Heute jedoch haben sich die Kommunikationsmittel vervielfacht, und die fünf Kontinente der Erde sind im Grunde genommen zu einem Ganzen verschmolzen. … Ebenso sind alle Glieder der menschlichen Familie, ob Völker oder Regierungen, Städte oder Dörfer, in steigendem Maße voneinander abhängig geworden. Keiner kann mehr in Selbstgenügsamkeit leben, weil politische Bindungen alle Völker und Nationen vereinen, die Bande des Handels und der Industrie, der Landwirtschaft und des Bildungswesens Tag für Tag stärker werden. Folglich ist die Einheit der ganzen Menschheit heutzutage erreichbar geworden. Wahrlich, dies ist nur eines der Wunder dieses wunderbaren Zeitalters; dieses ruhmreichen Jahrhunderts. Die vergangenen Zeitalter waren all dessen beraubt, denn dieses Jahrhundert – das Jahrhundert des Lichtes – ist mit einzigartiger, unvergleichlicher Herrlichkeit, mit Macht und Erleuchtung ausgestattet worden. Darum entfaltet sich mit jedem Tag ein ungeschautes, erstaunliches Wunder. Schließlich wird man sehen, wie hell seine Lichtstrahlen in der Gemeinschaft der Menschen leuchten werden.«

Auf die Frage eines Gläubigen, wie wir am besten den natürlichen Zustand der Welt erhalten können, antwortete das Universale Haus der Gerechtigkeit am 14. Juni 1984 wie folgt:

»... am besten können Sie mithelfen, die Tiere in der Natur zu schützen und den natürlichen Zustand der Welt zu erhalten, indem Sie keine Mühe scheuen, Ihre Mitmenschen von der Botschaft Bahá'u'lláhs zu unterrichten und sie für Seine Sache zu gewinnen.«

Wenn Bemühungen, zum gesellschaftlichen Fortschritt beizutragen, sich sowohl auf Wissenschaft als auch auf Erkenntnisse der Religion stützen, entstehen Möglichkeiten und Ansätze für Fortschritt und Gerechtigkeit.

»Die Neuorientierung der Welt auf eine vertretbare Zukunftsvision erfordert Veränderungen, die ein bisher selten in der Menschheitsgeschichte erreichtes Ausmaß des Opfers, der gesellschaftlichen Integration, des selbstlosen Handelns und gemeinsamer Ziele beinhalten. Diese Eigenschaften haben ihre höchste Entwicklungsstufe durch die Kraft der Religion erreicht. Daher spielen die Religionsgemeinschaften der Welt eine große Rolle dabei, diese Eigenschaften bei ihren Mitgliedern anzuregen, verborgene Fähigkeiten des menschlichen Geistes freizusetzen und einzelne dazu zu bewegen, zum Wohl des ganzen Planeten, seiner Völker und künftiger Generationen zu handeln.«

(Internationale Bahá'í-Gemeinde, 'Erdcharta', 5 April 1991)

 

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