Eine Empfindung für diese verwirrenden Zeiten wecken!

Können wir unsere Mitmenschen aufwecken?

Die Ereignisse in der Welt in diesen Tagen verwirren sowohl die Gelehrten als auch die Unwissenden, verwirren die Jungen und die Alten, verwirren die Menschen aller Ideologien und Religionen.

Fremde und Freunde wollen wissen, was Bahá'í von den scheinbar unlösbaren Problemen der Welt halten. Auch wenn sie nicht viel über den Bahá'í-Glauben wissen, haben sie in der Regel das Gefühl, dass der Bahá'í-Glaube uns Gründe gibt, das Weltgeschehen anders zu sehen. Die Bahá'í glauben, dass die Zukunft der Menschheit hoffnungsvoll ist - aber auch, dass die Menschheit diese Umwälzungen nicht mit Ideologien vergangener Tage oder lediglich mit den heutigen digitalen Möglichkeiten, lösen kann. Aber wie kann dies gehen?

In der Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit 'Ein gemeinsamer Glaube' (2005), lesen wir:

»Es geht nicht um die Vergangenheit, sondern um die Auswirkungen für die Gegenwart. Probleme entstehen immer dann, wenn Anhänger einer der großen Religionen sich als unfähig erweisen, zwischen den unvergänglichen und den vergänglichen Merkmalen ihrer Religion zu unterscheiden und versuchen, der Gesellschaft Verhaltensregeln aufzubürden, die schon vor Langem ihren Zweck erfüllt hatten. Das Prinzip ist fundamental für ein Verständnis der sozialen Aufgabe der Religion: „Das Heilmittel, dessen die Welt in ihren gegenwärtigen Nöten bedarf, kann nicht das gleiche sein, das ein späteres Zeitalter erfordern mag“, legt Bahá’u’lláh dar. „Befasst euch gründlich mit den Nöten der Zeit, in der ihr lebt, und legt den Schwerpunkt eurer Überlegungen auf ihre Bedürfnisse.“«

Sie fragen sich nach der Ursache dieser Probleme; die Bahá'í-Lehren sehen den Mangel an Moral und Spiritualität in der Welt - siehe zur Erklärung folgende Zitate aus der Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit 'Ein gemeinsamer Glaube':

»Allgemeine Verwirrung herrscht darüber, welche Rolle die Religion bei der Kultivierung des moralischen Bewusstseins spielt, und wie man ihren Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft einschätzen soll. Das vielleicht offensichtlichste Beispiel dafür ist der untergeordnete Status, den die meisten heiligen Texte den Frauen zuweisen. … Es ist leicht einzusehen, dass heute ein Festhalten an primitiven Normen den eigentlichen Sinn dieser langwierigen Kultivierung des Moralempfindens durch die Religion zunichte machen würde.«

»Ähnliche Überlegungen betreffen die Beziehungen zwischen den Völkern. Die lange und beschwerliche Vorbereitung des Hebräischen Volkes auf die Aufgabe, die es zu erfüllen hatte, illustriert die Komplexität der damit verbundenen moralischen Herausforderungen und wie viele Widerstände ihnen entgegengebracht wurden. Damit die geistigen Fähigkeiten, um die sich die Propheten bemüht hatten, erwachen und erblühen konnten, musste den Verlockungen benachbarter Kulturen, die Götzen dienten, um jeden Preis widerstanden werden. Die Beschreibungen angemessener Strafen in der Heiligen Schrift, die über die Herrscher wie ihre Untergebenen hereinbrechen, sollten sie diese Prinzipien verletzen, verdeutlichen, welch ein großes Gewicht im göttlichen Plan darauf gelegt wurde. Damit in etwa vergleichbar ist der Kampf der von Muhammad gestifteten Gemeinde, gegen die Versuche heidnischer arabischer Stämme, sie zu vernichten – und in der barbarischen Grausamkeit und dem unbarmherzigen Geist der Blutrache, der die Angreifer beseelte. Niemand, der mit den historischen Details vertraut ist, wird Schwierigkeiten haben, die Härte der diesbezüglichen Bestimmungen des Qur’án zu verstehen. Während der monotheistische Glaube der Juden und Christen respektiert werden sollte, wurde Götzendienst kompromisslos abgelehnt. In relativ kurzer Zeit gelang es durch diese drakonische Regel die Stämme der arabischen Halbinsel zu vereinigen und die neu geformte Gemeinschaft in eine Epoche des moralischen, intellektuellen, kulturellen und wirtschaftlichen Erfolges zu führen, der sich gut über fünf Jahrhunderte erstreckte und in Geschwindigkeit und Umfang seiner Ausbreitung bis heute unübertroffen ist. Die Geschichte neigt dazu, ein strenger Richter zu sein. Letztendlich wird sie in ihrer kompromisslosen Sichtweise denen, die solche Unternehmungen blindlings im Keim ersticken wollten, entgegenhalten, welchen Nutzen die Welt aus dem Siegeszug der biblischen Vision menschlicher Möglichkeiten hatte und aus dem Fortschritt, der durch den Genius der islamischen Zivilisation entstand.«

Dies war eine Auslegung bezüglich religiösen Verständnisses und religiöser Macht. Was weiterhin auch jeden von uns betrifft und wo jeder von uns etwas zum Besseren wenden kann, finden wir in der Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 29. November 2017: zum Konsum, zum Materialismus sowie zur Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt:

»Der Brief des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 1. März 2017 befasst sich beispielsweise mit den moralischen Fragen des Konsums und des exzessiven Materialismus, die mit der Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt in Zusammenhang gebracht werden. Zu Beginn wird es ohne Zweifel viele Überschneidungen in unumstrittenen Fragen geben, bei denen der Versuch, das Thema des menschengemachten Klimawandels anzusprechen, mit allgemein anerkannten Methoden des Umweltschutzes zusammenfällt. Mit zunehmender Erfahrung und wachsendem Wissen könnte sich dann der Bereich, in dem eine Zusammenarbeit mit Anderen möglich ist, erweitern.«

Wir sehen: der Aufgabenbereich für alle, welche an der Besserung der Gesellschaft mitwirken möchten, hat viele Nuancen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es in der Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom Oktober 2017, wo wir erkennen können, wie wir diesen Weg beschreiten könnten:

»Die vollkommenen Erzieher, die im Laufe der Geschichte Licht für die Welt brachten, hinterließen ein Vermächtnis an heiligen Worten. Unter den Worten, die einem Strome gleich aus der Feder Bahá’u’lláhs flossen, sind Gaben von gewaltiger Reichweite und erhabener Art. Oftmals wird jemand, der mit Seiner Offenbarung in Berührung kommt, zunächst von Gebeten überragender Schönheit angezogen, die die Sehnsucht der Seele stillen, ihrem Schöpfer in angemessener Weise zu huldigen. Versenkt man sich tiefer in das Meer Seiner Worte, entdeckt man die Gesetze und moralischen Gebote, die den menschlichen Geist von der Tyrannei weltlicher Triebe, die seiner wahren Bestimmung unwürdig sind, befreien.«

»Hier finden sich auch bleibende Ideale, in deren Licht Eltern ihre Kinder nicht bloß nach ihrem eigenen Ebenbild, sondern mit erhabeneren Zielen erziehen. Es gibt auch Erläuterungen, die das Wirken der Hand Gottes in der Geschichte der bewegten Menschheitsreise aufzeigen, durch die Stadien des Volksstamms und der Nation hin zu höheren Formen der Einheit. Die verschiedenen Religionen der Welt werden als Ausdrucksformen einer einzigen grundlegenden Wahrheit dargestellt, die durch ihren gemeinsamen Ursprung miteinander verbunden sind, und ebenso durch eine gemeinsame Absicht: das innere Leben und die äußeren Bedingungen der Menschheit zu wandeln. Bahá’u’lláhs Lehren bezeugen den Adel des menschlichen Geistes.«

»Seine Vision der Gesellschaft ist eine, die diesem Adel würdig und auf Prinzipien gegründet ist, die ihn schützen und stärken. Die Einheit der Menschheitsfamilie stellt Er ins Zentrum kollektiven Lebens; die Gleichberechtigung von Frauen und Männern macht Er unmissverständlich geltend. Er bringt die scheinbar einander entgegenwirkenden Kräfte unseres Zeitalters in Einklang – Wissenschaft und Religion, Einheit und Vielfalt, Freiheit und Ordnung, persönliche Rechte und gesellschaftliche Verantwortung. Zu Seinen größten Gaben zählt die Gerechtigkeit, die sich in Institutionen manifestiert, deren Anliegen der Fortschritt und die Entwicklung aller Völker ist. In Seinen eigenen Worten hat Er „aus Gottes Heiligem Buche gelöscht…, was die Ursache von Streit, Bosheit und Unrecht unter den Menschenkindern gewesen ist“ und gleichzeitig „die wesentlichen Vorbedingungen für Eintracht, Verständigung und völlige und dauernde Einheit niedergelegt“. Könnte man nicht fragen, was eine angemessene Antwort auf solche Gaben wäre?«

Die Menschheit hat ihren moralischen Kompass verloren, und auch die Menschheitsgeschichte kann uns nicht helfen, unseren Ausweg zu finden, denn die Geschwindigkeit des Wandels hat sich so rasch beschleunigt, dass wir keinen historischen Bezugspunkt mehr dafür haben. Aber wir wissen, wie oft die Menschheit den Punkt ohne Wiederkehr erreicht hat und trotzdem einen Weg aus scheinbar unmöglichen Situationen gefunden hat. Der Zweite Weltkrieg ist ein ausgezeichnetes Beispiel für eine Zeit, in der alles sehr dunkel und hoffnungslos schien, aber doch die Kräfte des Guten sich durchsetzen konnten.

»„Es ist die Pflicht eines jeden Suchers, sich zu mühen und danach zu streben, die Küsten dieses Meeres zu erreichen“, bekundet Bahá’u’lláh. Die geistigen Lehren, die aufeinander folgende Gottesboten durch die Jahrhunderte hinweg übermittelten, fanden ihren Ausdruck in religiösen Systemen, die im Laufe der Zeit mit kulturellen Aspekten vermengt und durch von Menschen gemachte Dogmen belastet wurden. Aber lässt man diese außer Acht, dann wird deutlich, dass die ursprünglichen Lehren die Quelle der allgemeingültigen Werte sind, durch die unterschiedliche Völker eine gemeinsame Sache fanden und die das moralische Bewusstsein der Menschheit geformt haben.«

»In der heutigen Gesellschaft hat das Ansehen von Religion stark gelitten – und das nicht ohne Grund. Wenn im Namen von Religion Hass und Kampf gefördert werden, ist es besser keine Religion zu haben. Wahre Religion jedoch kann an ihren Früchten erkannt werden – an ihrer Fähigkeit, zu inspirieren, zu verwandeln, zu vereinen, Frieden und Wohlstand zu fördern. Sie steht in Einklang mit der Vernunft. Und sie ist unentbehrlich für gesellschaftlichen Fortschritt.«

»Der Glaube Bahá’u’lláhs entwickelt im Einzelnen und in der Gemeinschaft die Fähigkeit, im Lichte von Reflexion zu handeln. Auf diese Weise bildet sich nach und nach ein Fundus an Einsichten über wirksame Wege, um für die Besserung der Gesellschaft zu arbeiten. Bestrebungen, gesellschaftlichen Wandel durch politische Intrigen, Aufruhr, Verunglimpfung von bestimmten Gruppen oder unverhohlenen Konflikt zu erreichen, werden von Bahá’u’lláh scharf verurteilt, da diese nur den Kreislauf des Kampfes fortsetzen, während dauerhafte Lösungen weiterhin ausbleiben. Er tritt für völlig andere Mittel ein. Er fordert auf zu guten Taten, freundlichen Worten und aufrechtem Verhalten; Er verpflichtet zum Dienst an anderen und zu gemeinschaftlichem Handeln. Und Er ruft jedes Mitglied der menschlichen Gemeinschaft auf, sich an der Aufgabe zu beteiligen, eine Weltkultur zu errichten, die auf den göttlichen Lehren basiert. Könnte man angesichts der Dimension Seiner Vision nicht fragen, auf welche Grundlage die Menschheit eine realistische Hoffnung für die Zukunft setzen sollte, wenn nicht auf diese?«

Unabhängig von der Geschichte der Vergangenheit ist es jedoch schwer zu leugnen, wie ernst die gegenwärtige Situation unserer Welt ist: die Notlage von Millionen von Flüchtlingen, die vor Terror und wirtschaftlichem Elend fliehen; der extreme Nationalismus, der zu Wahlen von Regierungen in der ganzen Welt führt, die strenge Grenzkontrollen durchsetzen und die Migrantenbevölkerung unter erniedrigenden Bedingungen leiden lassen; der Klimawandel, der die Existenz der Welt bis zu dem Punkt bedroht, an dem sich die junge Generation fragt, ob sie eine Zukunft hat; der religiöse Fundamentalismus und Fanatismus, der sich in jedem Winkel der Welt ausbreitet; die Flut von Fehlinformationen und Propaganda, die Anstand, respektvollen Diskurs und tatsächliche Fakten ersetzt hat. In Bahá'u'lláhs Schrift 'Ährenlese aus den Schriften Bahá’u’lláhs' lesen wir:

»Die Welt liegt in Wehen, und ihre Erregung wächst von Tag zu Tag. Ihr Antlitz ist auf Eigensinn und Unglauben gerichtet. Ihr Zustand wird so werden, dass es nicht angemessen und schicklich wäre, ihn jetzt zu enthüllen. Lange wird ihre Verderbtheit währen. Und wenn die festgesetzte Stunde kommt, wird plötzlich erscheinen, was der Menschheit Glieder zittern macht. Dann und erst dann wird das göttliche Banner entfaltet, und die Nachtigall des Paradieses wird ihr Lied singen.«

Die Bahá'í-Schriften helfen uns klarzustellen, was passiert und wie die Zukunft aussehen wird. Der Glaube an die Widerstandsfähigkeit der Menschheit und auch an die Realität der göttlichen Führung, die der Menschheit geholfen hat, diesen heutigen Punkt von unseren Anfängen in der Steinzeit an zu erreichen, hilft uns erneut. Wir können die gegenwärtige Situation in der Welt als einen Prozess ansehen, den die Menschheit ertragen muss, denn als Bahá'u'lláh den Herrschern und den Völkern der Welt seine Botschaft verkündete, warnte er sie vor den Folgen ihrer Verleugnung:

Im Buch 'Die Weltordnung Bahá'u'lláhs' schrieb Shoghi Effendi über "Das Feuer des Gottesgerichts":

»So groß und weitreichend jene früheren Veränderungen auch gewesen sind - in ihrer richtigen Perspektive betrachtet, können sie doch nur als zweitrangige Anpassungsvorgänge erscheinen, als Vorspiel für diese Wandlung von unvergleichlicher Majestät und Reichweite, die die Menschheit in unserem Zeitalter erdulden muss. Dass nur die Kräfte einer Weltkatastrophe eine derart neue Phase menschlichen Denkens vorantreiben können, wird leider immer deutlicher. Dass nichts Geringeres als das Feuer eines harten Gottesgerichts, heftiger als je zuvor, die uneinigen Elemente der heutigen Zivilisation zu sich ergänzenden Bestandteilen des künftigen Weltgemeinwesens verschweißen und verschmelzen kann, ist eine Wahrheit, die künftige Ereignisse immer mehr beweisen werden.«

»Die prophetische Stimme Bahá'u'lláhs warnte in den abschließenden Sprüchen der verborgenen Worte "die Völker der Welt", dass "unerwartete Trübsal sie verfolgt und schmerzhafte Vergeltung ihrer harrt". Dies wirft in der Tat ein gespenstisches Licht auf die unmittelbaren Geschicke einer bekümmerten Menschheit. Nur eine Feuerprobe, aus der diese Menschheit geläutert und vorbereitet wiederersteht, kann ihr ein Gefühl für die Verantwortung einbrennen, welche die Führer eines neugeborenen Zeitalters auf ihre Schultern nehmen müssen.«

 

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