Vor einigen Tagen verstarb eine Bahá'í-Freundin, welche sich durch eine Bestattungsverfügung explizit für die Bahá'í-Beerdigung, also eine Beisetzung nach den Gesetzen des Bahá'í-Glaubens, entschlossen hatte. Man sollte im Allgemeinen wir früh genug die eigene Beerdigung planen.
Dies beinhaltet das Waschen des Leichnams mit Rosenwasser, das Einhüllen des Verstorbenen in fünf Tücher (2 für die Arme, 2 für die Beine und 1 großes Tuch für den ganzen Körper) die Erdbestattung, die Bestattung innerhalb einer Stunde des Weges vom Sterbeort entfernt, das Anlegen des Totenrings und das Sprechen des Bahá'í-Totengebetes am Grab bei der Beisetzung. Näheres gibt es auch hier: Ein Blick in Bahá'í-Bestattungsgesetze und entsprechende Bräuche.
Um den Angehörigen das zu erleichtern, gibt es eine Bahá’í-Bestattungs-Box (hier gibt es auch eine gute Beschreibung zur Vorbereitung des Körpers für die Bestattung) mit den benötigten Materialien, sowie den Ring für Verstorbene mit folgender Inschrift:
»Von Gott kam ich und zu Ihm kehre ich zurück, losgelöst von allem außer Ihm, und halte mich fest an Seinem Namen, der Barmherzige, der Mitleidvolle.«
Der Besuch der Kranken im Hospiz war ein besonderes Erlebnis; sie hatte schon ihren Frieden mit sich, Gott und der Welt gefunden. Für sie war klar, dass das Leben hier auf der Erde nur ein Zwischenstadium ist, und dass das richtige Leben erst mit dem Tode beginnt.
»Der Tod bietet jedem vertrauenden Gläubigen den Kelch dar,« schrieb Bahá’u’lláh im Buch Ährenlese, »der in Wahrheit Leben ist. Er schenkt Freude und ist ein Bote des Frohsinns. Er verleiht die Gabe ewigen Lebens.«
»Was die Menschen betrifft, die von der Frucht des irdischen Daseins gekostet haben, welche die Anerkennung des einen, wahren Gottes ist – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – so wird ihr Leben nach dem Tode dergestalt sein, dass Wir es unmöglich beschreiben können. Das Wissen darüber ist allein bei Gott, dem Herrn aller Welten.«
Nach dem Tod wurde die Verstorbene mit Rosenwasser gewaschen und in Tücher gehüllt, alles Weitere ging den normalen Gang im Bestattungswesen. Für uns ist es wichtig, dass wir neben den Bahá'í-Gesetzen auch die örtlichen Gesetze in diesem Bereich befolgen.
Leider gab es keinen Grabplatz, welcher nach Akká, Israel, ausgerichtet war; das ist noch selten. Nur in wenigen Städten Deutschlands gibt es bisher einige Bahá'í-Grabfelder auf Friedhöfen, welche es erlauben Verstorbene mit den Füßen in Richtung Heiliges Land, Bahjí-Israel, (die heiligste Stätte für die Bahá'í ist das Grabmal Bahá'u'lláhs in Bahjí bei Akká) zu beerdigen.
»So wisse denn, dass ›Leben‹ zweierlei Bedeutung hat. Die erste bezieht sich auf den Leib des Menschen und ist dir, verehrter Freund, und allen auf Erden so offenkundig wie die Mittagssonne. Dieses Leben endet mit dem physischen Tod – eine von Gott bestimmte, unausweichliche Tatsache. Das Leben jedoch, von dem in den Büchern der Propheten und Auserwählten Gottes die Rede ist, ist nichts anderes als das Leben der Erkenntnis; es bedeutet, dass der Mensch das Licht jener Offenbarung erkennt, mit der der Quell allen Lichts sich ihm, in ihm und durch ihn selbst offenbart hat, und dass er dessen gewiss ist, Gott in den Manifestationen Seines Befehls zu begegnen. Dies ist das gute Leben, ein Leben, das nicht vergeht: wer dazu erweckt ist, wird niemals sterben, sondern so lange leben, wie sein Herr und Schöpfer besteht.«
(Bahá’u’lláh, 'Edelsteine göttlicher Geheimnisse')
Am Tage der Beisetzung, es waren nahe und fernere Familien-Angehörige, Nachbarn, Freunde und Bekannte sowie einige Bahá'í-Freunde anwesend, welche sich auch um die Organisation des Ablaufs der Bestattung gekümmert hatten, wurde eine weitere Bestattungsvorschrift, das Sprechen des Totengebetes, befolgt. Es ist von einem Gläubigen zu sprechen, während alle Anwesenden stehen.
Der Ablauf der Trauerfeier und die Vorkehrungen für die Beerdigung werden für gewöhnlich von den Angehörigen der Verstorbenen geregelt, wenn auch der Geistige Rat die Verantwortung dafür trägt, die Gläubigen über die wesentlichen Vorschriften des Bahá'í-Bestattungsgesetzes zu informieren. Der Geistige Rat sollte versuchen sicherzustellen, dass die Wünsche der Verstorbenen beachtet werden; es kann auch sein, dass der Geistige Rat die Mehrkosten für eine Erdbestattung übernehmen kann um sicherzustellen, dass der Leichnam die beste gottgewollte Ehrerbietung erfährt.
Wir hatten auch Blasmusik, welche eine christliche Freundin der Verstorbenen organisiert hatte - es gibt hier keine strenge Regeln; das Wichtigste ist Harmonie und Einklang im Sinne der Verstorbenen.
Anschließend waren noch einige Anwesende zusammen bei Kaffee und Kuchen und konnten ihre Erinnerungen an die Verstorbene austauschen und sich in freundlicher Atmosphäre näher kennenlernen.
Wir haben auch weitere Blog-Posts zu diesem Thema:
Ein Blick in Bahá'í-Bestattungsgesetze und entsprechende Bräuche »
Das Leben nach dem Tod verstehen lernen »
Die Erkundung des Bahá'í-Konzeptes vom Leben nach dem Tod »
Zum Abschluss wollen wir diese wunderbare Erklärung ‘Abdu’l-Bahás im Buch 'Beantwortete Fragen' zu diesem Thema, mit euch teilen.
»Du fragst nach dem ewigen Leben und dem Eingehen in das Reich Gottes. Die Bezeichnung der äußeren Welt für dieses Reich ist ›Himmel‹; das ist aber ein Vergleich und ein Gleichnis, keine Wirklichkeit oder Tatsache, denn das Königreich ist kein stofflicher Ort, es ist über Zeit und Raum geheiligt. Es ist eine geistige Welt, eine göttliche Welt und der Mittelpunkt der Herrschaft Gottes; es ist frei vom Körperlichen und von allem, was stofflich ist, und ist geläutert und geheiligt über die Vorstellungen der menschlichen Welt. An den Ort gebunden zu sein ist eine Eigentümlichkeit des Körpers und nicht des Geistes. Ort und Zeit umfassen den Körper, nicht den Verstand und die Seele.«
»Beachte, dass der Körper des Menschen auf einen kleinen Raum beschränkt ist; er bedeckt nur zwei Spannen Erde, aber Geist und Verstand des Menschen reisen durch alle Länder und Gegenden, sogar durch den unendlichen Raum des Himmelszeltes, sie umfassen alles Dasein und machen in hohen Regionen und unendlichen Weiten Entdeckungen. Dies kommt daher, weil der Geist an keinen Ort gebunden, sondern raumlos ist; Erde und Himmel sind für ihn gleich, da er in beiden Entdeckungen macht. Der Körper dagegen ist an einen Ort gebunden und hat keine Kenntnis von dem, was außerhalb liegt.«
»Denn es gibt zwei Arten von Leben, das des Körpers und das des Geistes. Das Leben des Körpers ist ein stoffliches, aber das Leben des Geistes offenbart das Sein des Königreichs, das im Empfangen des Geistes Gottes und im Lebendig werden durch den Odem des Heiligen Geistes besteht. Obgleich das körperliche Leben existiert, ist es für die geistig Geheiligten reines Nichtsein und völliger Tod. So existiert der Mensch, und auch dieser Stein existiert, aber welch ein Unterschied zwischen dem Dasein des Menschen und dem des Steins! Obwohl der Stein ein Dasein hat, so ist es mit dem des Menschen verglichen ein Nichtsein.«
»Die Bedeutung des ewigen Lebens ist die Gabe des Heiligen Geistes, so wie die Blume das Geschenk der Jahreszeit, der Luft und der Frühlingswinde empfängt. Beachte wohl, dass diese Blume ursprünglich ein Leben wie das des Minerals hatte; aber durch das Kommen des Frühjahrs, der Gaben der Frühlingswolken und der Wärme der strahlenden Sonne gelangte sie zu einem anderen Leben größter Frische und Feinheit und höchsten Wohlgeruchs. Das erste Leben der Blume ist im Vergleich zu ihrem zweiten Leben Tod.«
»Das bedeutet, dass das Leben des Königreiches das Leben des Geistes ist, das heißt ewiges Leben, und dass es vom Raum geläutert ist, wie der menschliche Geist, der keinen Ort hat. Denn wenn man den menschlichen Körper untersucht, wird man keinen besonderen Platz oder Ort für den Geist finden, denn er hat nie einen solchen gehabt; er ist unkörperlich. Seine Verbindung mit dem Körper ist wie die der Sonne mit diesem Spiegel. Die Sonne ist nicht im Spiegel, aber sie steht in Verbindung mit ihm.«
»Ebenso ist die Welt des Königreichs über alles geheiligt, was mit den Augen oder anderen Sinnen, wie Gehör, Geruch, Geschmack oder Tastgefühl, wahrgenommen werden kann. Wo ist der Sitz des Verstandes, dessen Vorhandensein im Menschen doch feststeht? Wenn man den Körper mit dem Auge, dem Ohr oder den anderen Sinnen untersucht, wird man ihn nicht finden; und doch ist er da. Der Verstand hat also keinen Ort, ist aber mit dem Gehirn verbunden. Mit dem Königreich ist es ebenso. Auch die Liebe hat keinen Ort, ist aber mit dem Herzen verbunden; und so hat das Königreich keinen Ort, aber es ist mit dem Menschen verbunden.«
»Das Eingehen ins Königreich erfolgt durch die Liebe zu Gott, durch Loslösung, durch Heiligkeit und Keuschheit, durch Wahrhaftigkeit, Reinheit, Standhaftigkeit, Treue und das Opfer des Lebens.«
»Diese Erklärungen zeigen, dass der Mensch unsterblich ist und ewig lebt. Für die, die an Gott glauben, die Liebe und Vertrauen zu Gott haben, ist das Leben wahrhaft gut, das heißt, es ist ewig; für jene Seelen aber, die vor Gott verschleiert sind, ist es, obwohl sie Leben haben, finster, und im Vergleich mit dem Leben der Gläubigen ist es Nichtsein.«
»Zum Beispiel sind das Auge und der Fingernagel lebendig; aber das Leben des Nagels ist im Vergleich zu dem des Auges Nichtsein. Dieser Stein und dieser Mensch existieren; aber der Stein existiert im Vergleich zum Dasein des Menschen nicht, er hat kein Sein; denn wenn der Mensch stirbt und sein Körper zugrunde geht und zerfällt, wird er wie Stein und Erde. Darum ist es klar, dass das Mineral, obwohl es existiert, im Vergleich zum Menschen nicht existiert.«
»In gleicher Weise ist das Dasein der vor Gott verschleierten Seelen, obgleich sie in dieser und in der Welt nach dem Tode existieren, im Vergleich mit dem heiligen Leben der Kinder des Reiches Gottes wie Nichtsein und Trennung von Gott.«
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