Bahá'ís auf der ganzen Welt feiern um den 23. Mai, den Tag der Verkündigung des Báb, welcher der Vorläufer Bahá'u'lláhs, des Stifters des Bahá'í-Glaubens, war.
Die Bahá'í sehen den Báb als einen Gesandten Gottes, der eine Rolle hatte, die mit Johannes dem Täufer verglichen werden kann (welcher von der Ankunft Christi berichtete), indem er das Kommen der jüngsten Manifestation Gottes ankündigte: Bahá'u'lláh.
Die Ereignisse rund um die Erklärung des Báb wurden in vielerlei Hinsicht erzählt, aber vielleicht am meisten zu lesen ist der Bericht in 'The Dawn-Breakers': 'Nabíls Bericht aus den frühen Tagen der Bahai-Offenbarung'. Dieses Buch wurde von Nabil (einem der „Buchstaben des Lebendigen“) verfasst und beschreibt die frühen Tage der Offenbarung des Báb und Bahá'u'lláhs.
Die Geschichte beginnt im Jahre 1793, als ein gelehrter Mann namens Shaykh Ahmad-i-Ahsá'i (1753-1826) im Alter von 40 Jahren begann, durch den Irak und Persien zu reisen und zu lehren, dass der Beginn eines großen Tages nahte; jener Tag würde die Ankunft des Qa'im, den Verheißenen des Isláms, sehen. Während dieser Zeit herrschte große Unzufriedenheit im Osten, da einige prominente Kleriker Uneinigkeit praktizierten und sich auf eine Art und Weise benahmen, die dem Islám schadete. Als er diese Botschaft verbreitete, beeindruckten sein Wissen und seine Weisheit viele, die begierig waren, von ihm zu lernen. Unter diesen war ein talentierter junger Mann namens Siyyid Kázim-i-Rashtí (1793-1843), welcher Shaykh Ahmads bevorzugter Schüler und späterer Nachfolger wurde.
Nach dem Tod seines Lehrers im Jahre 1826 verbreitete Siyyid Kázim weiterhin die Lehre vom Kommen des Verheißenen, aber der Widerstand gegen die Botschaft nahm zu. Um die Stimmen einiger angesehener Autoritäten zu gewinnen, schickte er einen seiner Schüler, Mullá Husayn, damit diese Lehren den Behörden bekannt und ihre Fragen beantwortet würden. In dieser Aufgabe war Mullá Husayn erfolgreich. Doch der Widerstand gegen die Botschaft wuchs weiter und verursachte Siyyid Kázim erhebliche Schwierigkeiten, da seine Feinde alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nutzten, um ihn zu diskreditieren und, wenn möglich, sein Leben in Gefahr zu bringen. Während dieser ganzen Zeit kündigte er jedoch weiterhin die kommende Offenbarung an, obwohl er, wenn er aufgefordert wurde, die Identität des Verheißenen zu offenbaren, immer ablehnte und oft hinzufügte, dass, selbst wenn er dieses Geheimnis enthüllen würde, niemand es akzeptieren könnte. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1843 wies er seine Schüler an, hinauszugehen und nach dem Verheißenen zu suchen; er sagte, dass dessen Enthüllung kurz bevor stehe.
Es war diese Suche, die Mullá Husayn, dessen Bruder und einen ihrer Neffen am 22. Mai 1844 in die Stadt Shiraz führte. Nach langer Reise angekommen, schickte Mullá Husayn seine Gefährten in die Moschee, um dort auf ihn zu warten. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass er sie mit Gottes Willen rechtzeitig zum Abendgebet dort wieder treffen werde.
»Als er nun an jenem Tage, wenige Stunden vor Sonnenuntergang, vor den Toren dieser Stadt weilte, fiel sein Blick plötzlich auf einen jungen Mann mit strahlendem Antlitz und einem grünen Turban. Er kam auf Mullá Husayn zu und bot ihm mit liebevollem Lächeln den Willkommensgruß. Er (der Báb) umarmte ihn so zärtlich, als ob er schon zeitlebens sein liebster Freund gewesen wäre. Mullá Husayn dachte zunächst, Er sei ein Schüler Siyyid Kázims, der von seinem Kommen nach Shíráz gehört hätte und herausgekommen wäre, um ihn zu begrüßen.«
Er begleitete den jungen Mann zu seinem Haus, wo Tee serviert und Vorbereitungen für das Abendgebet getroffen wurden. Mullá Husayn erzählt im Buch 'Nabíls Bericht' die erstaunlichen Ereignisse, die folgten, so:
»Der Jüngling, der mir vor dem Tor von Shíráz begegnete, überschüttete mich mit den Bezeugungen Seiner Liebe und Güte. Er lud mich wärmstens zu einem Besuch in Seinem Heim ein, damit ich mich nach den Anstrengungen meiner Reise erfrische. Ich bat Ihn, mich zu entschuldigen, da meine beiden Gefährten schon Vorkehrungen für meinen Aufenthalt in der Stadt getroffen hätten und nun auf meine Rückkehr warteten. »Empfiehl sie der Fürsorge Gottes«, erwiderte Er: »Er wird sie sicher behüten und über ihnen wachen.« Nach diesen Worten bat Er mich, Ihm zu folgen. Ich war tief beeindruckt von der sanften und doch zwingenden Art, wie der fremde Jüngling zu mir sprach.«
»Als ich das Haus betrat und meinem Gastgeber in Sein Zimmer folgte, durchdrang ein Gefühl unbeschreiblicher Freude mein ganzes Sein.«
»Seine Würde und Selbstsicherheit beruhigten mich. Ich nahm meine Waschungen wieder auf und rüstete zum Gebet. Er stand neben mir und betete auch. Meine Seele, die so bedrängt war von dem Geheimnisvollen dieses Zusammentreffens und von der Spannung und der Anstrengung meines Suchens, wurde beim Beten leichter. Dieses Gebet sprach ich: "Von ganzer Seele habe ich mich bemüht, o mein Gott, und doch habe ich Deinen verheißenen Boten bisher nicht gefunden. Ich bezeuge, dass Dein Wort unfehlbar ist und Deine Verheißung gewiss".«
»Es war etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang, als mein jugendlicher Gastgeber mit mir zu sprechen begann. Er fragte mich: »Wen betrachtest du nach Siyyid Kázim als seinen Nachfolger und deinen Führer?« "In seiner Todesstunde", antwortete ich, "hat unser verstorbener Lehrer uns inständig gebeten, unsere Heimstätten zu verlassen und in alle Welt zu ziehen, um den verheißenen Geliebten zu suchen. Ich bin deshalb nach Persien gezogen, habe mich aufgemacht, seinen Willen zu erfüllen, und bin immer noch auf meiner Suche." »Hat dein Lehrer«, so fragte Er weiter, »dir irgendwelche Einzelheiten über die kennzeichnenden Merkmale des Verheißenen genannt?« "ja", erwiderte ich, "Er ist von edler Abkunft, kommt aus einer berühmten Familie und stammt aus dem Geschlecht der Fátimih. Was Sein Alter betrifft, so ist er über zwanzig und nicht mehr als dreißig Jahre alt. Er ist mit angeborenem Wissen begabt. Er ist von mittlerer Größe, raucht nicht und ist völlig frei von körperlichen Gebrechen".«
Der junge Mann, dessen Name Siyyid Alí Muhammad war, demonstrierte, dass jedes der Zeichen, die Siyyid Kázim gab, tatsächlich auf Ihn anwendbar waren. Doch Mullá Husayn war unsicher. Er hatte zwei Prüfungen für jeden vorbereitet, der behauptete, der Verheißene zu sein, und entschied, sie vor Siyyid Alí Muhammad zu stellen, um die Sache auf die eine oder andere Art zu beweisen. Diese Tests waren wie folgt:
Der erste Test sollte eine eingehende Abhandlung (detaillierter Kommentar) über verborgene Lehren von Shaykh Ahmad und Siyyid Kázim sein. Das zweite war, die Geheimnisse des Sure von Joseph (Yusuf) zu enträtseln. Dies ist ein Kapitel des Korans. (Allerdings gab er dem Báb nur den ersten Test)
Mullá Husayn wird im Buch 'Nabíls Bericht' wie folgt zitiert:
»Ich hatte früher einmal Siyyid Kázim unter vier Augen gebeten, einen Kommentar zu dieser Sure zu schreiben, was er jedoch ablehnte mit den Worten: "Das steht mir wahrlich nicht zu. Er, jener Große, der nach mir kommt, wird ihn dir ungefragt offenbaren. Dieser Kommentar wird eines der gewichtigsten Zeugnisse für Seine Wahrheit und einer der klarsten Beweise für die Erhabenheit Seiner Stellung sein.«
Also bat Mullá Husayn seinen Gastgeber, sich zu der Abhandlung zu äußern, die er geschrieben hatte. Das Ergebnis dieser Bitte überraschte ihn nur noch mehr:
»Voll Güte kam Er meinem Wunsche nach. Er schlug das Buch auf, überflog einige Zeilen, schloss es wieder und begann mit mir zu sprechen. In wenigen Minuten hatte Er mit der Ihm eigenen Lebhaftigkeit alle seine Geheimnisse zauberhaft enthüllt und alle Probleme gelöst. Nachdem Er so die Ihm zur Lösung vorgelegte Aufgabe in so kurzer Zeit zu meiner größten Zufriedenheit erfüllt hatte, erläuterte Er mir darüber hinaus noch bestimmte Wahrheiten, die weder in den überlieferten Äußerungen der Imáme des Glaubens noch in den Schriften von Shaykh Ahmad und Siyyid Kázim zu finden waren. In diesen Wahrheiten, von denen ich nie zuvor gehört hatte, schien eine herzerquickende Lebendigkeit und Kraft zu liegen. … Dann fuhr Er fort: »Nun ist es Zeit, den Kommentar zur Sure Josef zu offenbaren.« Er nahm Seine Feder auf, und mit unglaublicher Schnelligkeit offenbarte Er die ganze Sure Mulk, das erste Kapitel Seines Kommentars zur Josefsure.«
Mullá Husayn beschrieb, dass der Báb nicht einmal innehielt, bis Er die gesamte Sure Mulk vollendet hatte. Schließlich, als er bat, gehen zu dürfen, erzählte er folgendes:
»Diese Nacht«, so erklärte Er, »diese Stunde wird in kommenden Tagen als eines der erhabensten und bedeutsamsten aller Feste gefeiert werden. Danke Gott, dass Er dir gütig geholfen hat, das Ziel deines Herzenswunsches zu erreichen und vom versiegelten Wein Seines Wortes zu trinken. `Wohl denen, die dazu gelangen`.«
Von diesem Tag an bezeichnete sich Siyyid Alí Muhammad selbst als der Báb (Das Tor) und Mullá Husayn wurde Sein erster Schüler. Obwohl der Báb tatsächlich der Verheißene war, der von Shaykh Ahmad und Siyyid Kázim vorausgesagt wurde, lehrte Er, dass Er nur der Herold der neuen, göttlichen, unmittelbar bevorstehen Botschaft wäre und, dass Er das Kommen Bahá'u'lláhs vorausgesagt habe, der sehr bald nach Ihm erscheinen würde und dessen Offenbarung weitreichender sei und alles, was je von Gott herab gesandt wurde, übertreffen würde. Der Tag, an dem der Báb seine Mission verkündete, wird jetzt, wie Er es verheißen hatte, von den Bahá'ís auf der ganzen Welt als »eines der erhabensten und bedeutsamsten aller Feste« gefeiert.
Siehe auch:
Gedanken zum Báb und wer Er war
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