Heute wollen wir viele Fragen stellen und den Leser bitten, selbst seine Antworten zu finden.
Manche Juden erwarten noch immer das Kommen des Messias und beten Tag und Nacht zu Gott, dass Er sein Kommen beschleunigen möge. Wir können uns immer die Frage stellen, warum haben sie Christus nicht anerkannt? Obwohl die Christen Moses erkannt haben und Ihn als einen Propheten verehren.
»Alle Völker der Welt waren damals äußerst unwissend, fanatisch und götzendienerisch. Nur eine Handvoll Juden bekannte sich zum Glauben an die Einheit Gottes, und sie waren armselige Ausgestoßene. Diese heiligen Seelen der Christenheit erhoben sich nun, um eine Sache zu verkünden, die den Anschauungen der gesamten Menschheit völlig entgegengesetzt und zuwider war.«
(‘Abdu’l-Bahá, 'Das Geheimnis göttlicher Kultur')
Nach Meinung einiger Juden erfüllte Jesus Christus keine ihrer Anforderungen, denn ihre Augen waren verdunkelt, und sie vermochten Ihn nicht zu erkennen.
Die Haupttexte der Bahá'í sprechen von Jesus Christus, der oft als "der Geist Gottes" bezeichnet wird, mit größter Ehrerbietung. Das Christentum ist zu der Überzeugung gelangt, dass das Erscheinen Christi, des Logos, in der Person Jesu das "erste Kommen" war und dass Christus eines Tages auf die Erde zurückkehren würde in der "Wiederkunft". Bahá'u'lláh erklärt, dass Er Selber das zweite Kommen Christi sei. Die Verweise auf Jesus und das Christentum in den Bahá'í-Schriften sind viel zu zahlreich, um hier eine Liste zu erstellen.
Wir empfehlen für weitere Studien das Buch „Jesus Christus die Manifestation Gottes“ von Sören Rekel, hier finden wir auf über 400 Seiten, in 315 Einzelzitaten, Stellen über Jesus in den Bahá‘í-Schriften.
Aus der Qumran-Forschung wissen wir, dass es ein charakteristisches Merkmal ihrer Schriften darstellte, dass die Qumraniten nicht nur einen, sondern zwei Messiasse erwarteten. Könnten wir uns, wenn wir uns frei von überholtem Wissen und bestimmten Auslegungen machen, hier die Doppeloffenbarung des Báb und Bahá’u’lláh’s vorstellen?
Dann käme die Frage, warum haben die Christen Muhammad nicht anerkannt? Ist hier eine Parallele zu sehen? Dass die vorangegangene Religion die darauffolgende nicht anerkennt, da sie zu fest in Ihren Dogmen gefangen ist?
Der Prophet Muhammad ist aus islamischer Sicht ein Gesandter Gottes, Er wird als das »Siegel der Propheten« verehrt. Im Leben gläubiger Muslime kommt Ihm eine herausragende Bedeutung zu. Wer aber ist Mohammed für Christen? Kann Er auch aus christlicher Sicht als Prophet anerkannt werden? Eine heikle Frage, nicht nur im interreligiösen Dialog.
Die bleibende Differenz zwischen Jesu und Muhammads Selbstverständnis besteht darin, dass Muhammad Sich als Mensch, aber niemals als Sohn Gottes ansah, während Sich Jesus als Mensch und zugleich als „Sohn des Vaters“ verstand.
Muhammad sah Sich einerseits in der Reihe der Propheten, andererseits wusste Er sich als Höhepunkt und Abschluss der Propheten, als „Siegel der Propheten“ (Sure 33:40), als der, dem Gottes Offenbarung zuteilwurde.
Können wir den Messias daran erkennen, dass die Welt nicht mehr so ist, wie sie vorher war? Was hat sich geändert? Können wir die Einigung der Familie, des Stammes, des Stadtstaates und der Nation als jeweilige Errungenschaft der einzelnen Religionen ansehen? Wäre die Vision Bahá’u’lláhs von der Einheit der Menschheit aus unsrer Sicht möglich oder sogar für uns alle erstrebenswert?
Heute sehen wir wie »die Gesellschaft viele Aspekte des Lebens der Bahá’í-Gemeinde annimmt und ihren einigenden Geist verinnerlicht, ermöglicht die so entstandene Dynamik gleichzeitig den Zusammenschluss verschiedener Gruppen zu einer gemeinsamen Bewegung, die von Bahá’u’lláhs Vision der Einheit der Menschheit inspiriert ist. Bislang ist die Anzahl der Orte, an denen das Muster des Bahá’í-Gemeindelebens derart verbreitet und sichtbar ist, noch klein, doch sie wächst. Hier wird die gesellschaftsbildende Kraft des Glaubens in einem Maß freigesetzt, wie man es noch nie gesehen hat.«
(Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, vom 30. Dezember 2021)
»Als Christus kam, verrieten und töteten sie Ihn mit den Worten: `Dies ist nicht der von uns Erwartete. Siehe, wenn der Messias kommt, werden Zeichen und Wunder bezeugen, dass Er in der Tat der Christ ist. Wir kennen die Zeichen und Gegebenheiten, und sie sind nicht erschienen.‘
So dachten und sprachen die Juden, denn sie begriffen weder die Schriften noch die in ihnen enthaltene herrliche Wahrheit. Sie hatten die Buchstaben auswendig gelernt, verstanden aber kein einziges Wort vom lebenspendenden Geiste.«
(‘Abdu’l-Bahás, ‘Ansprachen in Paris’)
Die meisten Christen nehmen die Auslegung der messianischen Prophezeiungen als für Christus geltend in Anspruch. Aber hinsichtlich ähnlicher Prophezeiungen über den letzten Tag des Messias nehmen viele die gleiche Stellung ein wie die Juden und erwarten die Entfaltung eines Wunders auf der materiellen Ebene, das den genauen Buchstaben der Prophezeiungen erfüllen wird.
Nach der Bahá'í-Auslegung beziehen sich besonders die Prophezeiungen, die von der "Zeit des Endes", den "letzten Tagen", dem "Kommen des Herrn der Heerscharen", dem "Ewig-Vater" sprechen, nicht auf das Kommen von Jesus Christus, sondern auf das von Bahá'u'lláh.
»Das Werk einer jeden Manifestation Gottes hat eine Unabhängigkeit und Autorität, die jenseits aller Bewertung steht; es ist zugleich eine Stufe in der grenzenlosen Entfaltung einer einzigen Wirklichkeit. Die Absicht der aufeinander folgenden Gottesoffenbarungen ist das Erwachen der Menschheit zu ihren Möglichkeiten und zu ihrer Verantwortung als Treuhänder der Schöpfung. Diese Offenbarungen wiederholen deshalb nicht einfach, was bereits vorhanden war. Der Prozess ist ein fortschreitender und wird nur dann richtig verstanden, wenn man ihn als solchen sieht.«
(Das Universale Haus der Gerechtigkeit, 'Ein gemeinsamer Glaube')
Es ist an der Zeit, aufeinander zuzugehen. Reicht es aus, wenn die Religionsgemeinschaften lediglich nebeneinander her leben? Oder fühlen wir Menschen uns wirklich verantwortlich für eine bessere Welt in Einheit und Frieden? Uns eint der Bezug auf eine letzte, unbedingte Wirklichkeit, die Juden, Christen, Muslime, Bahá’í und Menschen in anderen Religionen Gott nennen.
»Diese Propheten und Auserkorenen sind die Empfänger und Offenbarer all der ewigen Attribute und Namen Gottes. Sie sind die Spiegel, die Gottes Licht unverfälscht widerstrahlen. Was für sie gilt, gilt in Wirklichkeit für Gott selbst, der der Sichtbare und der Unsichtbare ist. Niemand kann Ihn, den Ursprung aller Dinge, erkennen und in Seine Gegenwart gelangen, solange er nicht diese leuchtenden Wesen, die aus der Sonne der Wahrheit hervorgehen, erkennt und in ihre Gegenwart gelangt. Wer darum zur Gegenwart dieser heiligen, überirdischen Leuchten gelangt, der ist in die "Gegenwart Gottes" gelangt, und durch ihre Erkenntnis ist ihm die Erkenntnis Gottes enthüllt, durch das Licht ihres Antlitzes das strahlende Antlitz Gottes offenbar. Die mannigfachen Eigenschaften dieser Wesen der Loslösung, die die Ersten wie die Letzten, die Sichtbaren wie die Verborgenen sind, verdeutlichen, dass Er, die Sonne der Wahrheit, "der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene" ist.«
(Bahá’u’lláh, 'Kitáb-i-Íqán')
Tatsächlich ist das Maß göttlicher Offenbarung in jedem Zeitalter dem Grade sozialen Fortschrittes angepasst und entsprechend gewesen, der in jenem Zeitalter von einer stetig sich entwickelnden Menschheit erreicht worden war.
»Es wurde von Uns beschlossen«, erklärt Bahá’u’lláh, »dass das Wort Gottes und alle Möglichkeiten daraus den Menschen geoffenbart werden, genau entsprechend den Verhältnissen, wie sie von Ihm, dem Allwissenden, dem Allweisen, vorherbestimmt wurden … Würde dem Wort erlaubt sein, plötzlich alle in ihm verborgenen Kräfte zu entfesseln, so könnte kein Mensch die Last einer so mächtigen Offenbarung ertragen.«»Alle erschaffenen Dinge«, hat ‘Abdu’l-Bahá, diese Wahrheit erläuternd, bestätigt, »haben ihren Grad oder ihre Stufe der Reife. Die Zeit der Reife im Leben eines Baumes ist die Zeit, da er Früchte trägt … Das Tier erreicht eine Stufe vollen Wachstums und der Vollkommenheit, und im Menschenreich gelangt der Mensch zur Reife, wenn das Licht seines Verstandes seine größte Macht und Entwicklung erreicht … ähnlich gibt es Zeiten und Stufen im gemeinsamen Leben der Menschheit. Einmal durchwanderte sie ihre Kindheitsstufe, späterhin ihre Jugendzeit, aber jetzt ist sie in ihre lange vorhergesagte Reifezeit eingetreten, deren Beweise überall in Erscheinung treten … Was den Bedürfnissen des Menschen in seiner früheren Geschichte angemessen war, ist weder passend noch genügend für die Erfordernisse des heutigen Tages, dieser Zeit des Neuen, der Vollendung. Die Menschheit hat sich aus der einstigen Stufe der Beschränkung und der Vorerziehung erhoben. Der Mensch muss mit neuen Tugenden und Kräften, neuen sittlichen Maßstäben und Fähigkeiten erfüllt werden. Neue Wohltaten und vollkommene Gaben warten auf ihn und senken sich schon auf ihn herab. Die Gaben und Segnungen der Jugendzeit, wenngleich passend und genügend während des Heranwachsens der Menschheit, sind jetzt nicht imstande, den Erfordernissen ihrer Reifezeit zu entsprechen.«»In jeder Sendung«, hat Er weiter geschrieben, »wurde das Licht göttlicher Führung im Brennpunkt einer Hauptaufgabe gesammelt … In dieser wunderbaren Offenbarung, diesem glorreichen Jahrhundert, ist die Grundlage der Religion Gottes und das unterscheidende Merkmal Seines Gesetzes das Bewusstsein der Einheit der Menschheit.«
(Shoghi Effendi, 'Der verheißene Tag ist gekommen')
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