Sie keimen als Gedanken in den Köpfen der Leserinnen oder Hörer auf. Die genaue Form, in welcher der Gedanke in der Welt der individuellen Vorstellungskraft auftritt, ist je nach dem Boden eines Herzens und Geistes unterschiedlich.
"Die Zunge", warnt uns Bahá’u’lláh im Buche 'Ährenlese', "ist ein schwelend Feuer" welches "Herz und Seele" verzehrt - deren Wirkung "dauert ein Jahrhundert lang". Es ist ein Thema der Fürsorge in Sprache und Wort, das Bahá'u'lláh in seinen Schriften näher erläutert.
Im Buch 'Botschaften aus ‘Akká' äußerte Bahá'u'lláh: "Jedes Wort ist mit einem Geist versehen". In gewisser Weise sind Worte mehr als Zeichen, die auf einer Seite gedruckt werden, mehr als Vibrationen in der Luft, die mit Symbolen ausgestattet sind. Irgendwie tragen sie etwas oder viel Inneres und Spirituelles von uns - unsere Freude, unser Hass, unsere Liebe oder unser Zorn können durch sie ausgedrückt werden. Sorgfalt ist im Ausdruck der Worte gefragt - Sorgfalt in Bezug auf Zeit und Ort. Einige Wörter können wie "Feuer" und andere Worte können wie "Licht" sein.
Weiterhin schrieb Bahá'u'lláh:
»Darum sollte ein aufgeklärter, weiser Mensch vornehmlich in Worten reden, die sanft wie Milch sind, damit seine Worte die Menschenkinder nähren und erbauen, so dass sie das höchste Ziel menschlichen Daseins erreichen: die Stufe wahren Verstehens und geistigen Adels.«
In der Botschaften des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 29. Dezember 1988 lesen wir:
»Bahá’u’lláh warnt uns: "… zu viel der Rede ist ein tödlich Gift"... Auch wo Bahá’u’lláh den Rahmen der freien Rede absteckt, rät Er wieder zum "rechten Maß" "Menschliche Rede will ihrem Wesen nach Einfluss üben und bedarf deshalb des rechten Maßes. Ihr Einfluss ist durch Feinheit bedingt, die wiederum von losgelösten, reinen Herzen abhängt. Ihr rechtes Maß muss mit Takt und Weisheit gepaart sein, wie es in den Heiligen Büchern und Sendbriefen vorgeschrieben ist."«
»Wenden wir uns wieder den Charakteristika der Rede zu. Gehalt, Umfang, Stil, Takt, Weisheit und rechte Zeit gehören zu den ausschlaggebenden Faktoren, die über Erfolg oder Misserfolg der Rede entscheiden. Darum müssen sich die Freunde stets über die Bedeutung dieser den Menschen von anderen Lebensformen unterscheidenden Fähigkeit bewusst sein und sie überlegt nutzen. Das Bemühen um eine entsprechende Disziplin wird Umgangsformen hervorbringen, die der künftigen Reife der Menschheit würdig sind. Wie für das gesprochene, gilt diese Disziplin auch für das geschriebene Wort; sie hat größte Bedeutung für das Wirken der Presse.«
Bahá'u'lláh schrieb im Buch 'Brief an den Sohn des Wolfes':
»Freundlicher Zuspruch ist ein Magnet für die Menschenherzen. Er ist das Brot des Geistes, er verleiht den Worten Bedeutung und ist die Quelle des Lichts der Wahrheit und des Verstehens.«
Die Freundlichkeit der Sprache fördert die Kommunikation. Ohne sie wird der eigentliche Akt der Kommunikation untergraben. Darüber hinaus sind Höflichkeit und Wahrhaftigkeit wichtige Eigenschaften der Rede. Hierzu lesen wir in Bahá'u'lláhs Buch 'Botschaften aus ‘Akká' folgendes:
»Man darf die Wahrheit einer Sache nicht unbeachtet lassen, sollte vielmehr zum Ausdruck bringen, was recht und wahr ist.«
Im Buch 'Ährenlese' lesen wir:
»Lasst Wahrhaftigkeit und Höflichkeit euer Schmuck sein.«
Im Artikel "Wir sind Eins - Bahá'u'lláhs Lehren über die Einheit der Menschheit" haben wir gesehen, dass Bahá'u'lláh Streit und Konflikt verboten hat. Ein ähnliches Konzept erscheint im folgenden Zitat aus Bahá'u'lláhs Schrift 'Tage des Gedenkens':
»Hütet euch, mit irgendeinem Meiner Diener zu streiten. Lasst ihnen die süßen Düfte Gottes und Seine heiligen Äußerungen zuteilwerden, denn durch ihre Kraft werden alle Menschen befähigt, sich Ihm zuzuwenden.«
Außerdem sehen wir, dass Worte nicht ausreichen; im Buch 'Das Tabernakel der Einheit' schrieb Bahá'u'lláh:
»O Menschen! Auf Worte müssen Taten folgen, denn Taten sind der Beweis für die Wahrheit der Worte. Worte ohne Taten können niemals den Durst des Dürstenden stillen, noch eröffnen sie dem Blinden die Tore des Sehens.«
Wie wir gesehen haben, haben Worte auch Macht - zu heilen oder zu schädigen - und deshalb ist bei ihrer Verwendung Vorsicht geboten. So lesen wir in der Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit vom 29. November 2017:
»"Menschliche Rede will ihrem Wesen nach Einfluss üben und bedarf deshalb der Mäßigung", schreibt Bahá'u'lláh. "Ein bestimmtes Wort ist wie der Frühling, der die zarten Schösslinge im Rosengarten der Erkenntnis grünen und blühen lässt, während ein anderes Wort wie tödliches Gift ist", erklärt Er. "Ein umsichtiger und weiser Mensch sollte deshalb voll Milde und Geduld reden, damit die Süße seiner Worte einen jeden erlangen lässt, was der Stufe des Menschen angemessen ist."«
Doch im Vergleich zu den Worten der Gesandten und Propheten Gottes ist die menschliche Äußerung schwindend und vergänglich. In gewisser Weise »Erörterungen, die auf Wasser geschriebenen Worten glichen.« Bahá'u'lláh
sind nicht so. Sie haben die Fähigkeit, sowohl innere als auch äußere Realitäten zu transformieren, die unseren einzelnen Worten fehlen. Es ist das "schöpferische Wort". So schreibt Bahá'u'lláh im Buch 'Botschaften aus ‘Akká':
»Das Wort Gottes ist der König der Worte; sein durchdringender Einfluss ist unermesslich. Es hat allzeit das Reich des Seins beherrscht und wird es immerdar beherrschen. Das Erhabenste Wesen spricht: Das Wort ist der Hauptschlüssel für die ganze Welt; denn durch seine Gewalt werden die Tore der Menschenherzen, die in Wirklichkeit die Himmelstore sind, erschlossen.«
In einem weiteren Abschnitt beschrieb Bahá'u'lláh das Wort Gottes wie folgt:
»Das Wort Gottes mag mit einem jungen Sämling verglichen werden, dessen Wurzeln in die Herzen der Menschen gepflanzt wurden. Es ist eure Pflicht, sein Wachstum durch die lebendigen Wasser der Weisheit, durch lautere, heilige Worte zu fördern, damit seine Wurzeln festwachsen und seine Zweige sich bis in die Himmel und noch höher ausbreiten.«
Der Begriff "Wort Gottes" hat auch eine besondere theologische oder geistliche Bedeutung - in dem Sinne, dass der Gesandte oder Prophet selbst das "Wort Gottes" ist. Dieses Konzept, wie es bekannt ist, erscheint am Anfang des Johannesevangeliums in Anwendung auf Jesus. Es hat auch Vorläufer in ägyptischen, griechischen und jüdischen Texten, worin es als Ursprung der ganzen Schöpfung erscheint.
Auch in Bahá'u'lláhs Lehren, im Buch 'Das Tabernakel der Einheit' erscheint der Begriff des Wortes Gottes in diesem Sinne:
»Die gesamte Schöpfung wurde durch Gottes Willen erschaffen, und der Erste Adam wurde durch Sein allbezwingendes Wort ins Dasein gerufen. Es ist die Quelle der Vernunft, ihr Ursprung, ihre Schatzkammer und ihr Aufgangsort. Aus diesem Wort entstand die ganze Schöpfung. Es ist der Vermittler von Gottes erster Gnade. Niemand kann den Ursprung der Schöpfung wirklich erfassen außer Gott, groß ist Seine Herrlichkeit; …«
In Bahá'u'lláhs Buch 'Botschaften aus ‘Akká' lesen wir:
»Wisse ferner, dass das Wort Gottes – gepriesen sei Seine Herrlichkeit – hoch und weit überlegen über allem steht, was die Sinne wahrnehmen können; denn es ist geheiligt über Natur oder Substanz. Es übersteigt die Grenzen der bekannten Elemente und ist erhaben über alle wesentlichen, anerkannten Substanzen. Es wurde offenbar ohne eine Silbe oder einen Laut und ist nichts anderes als der Befehl Gottes, der alles Erschaffene durchdringt. Niemals war es der Welt des Seins vorenthalten. Es ist Gottes alldurchdringende Gnade, von der jedwede Gnade ausgeht, eine Wesenheit, die hoch über allem steht, was war und sein wird.«
In der konkreten Anwendung auf die Propheten Gottes verwendet Bahá'u'lláh oft den Begriff "Manifestation". Dieser Begriff erlaubt es uns, die Natur der Realität der Propheten auf eine komplexere Weise zu verstehen, die ihre Realität besser widerspiegelt. Aber auch der Begriff "Wort Gottes" ist voll anwendbar.
‘Abdu’l-Bahá äußerte sich in Seinem Buch 'Beantwortete Fragen' über die drei Seinsweisen der Göttlichen Offenbarer: physisch, menschlich und göttlich - und diese göttliche Stufe ist die Ebene des "Wortes Gottes":
»Die dritte Stufe ist die der göttlichen Erscheinung und des himmlischen Glanzes; sie ist das Wort Gottes, die ewige Gnade, der Heilige Geist. Sie hat keinen Anfang und kein Ende, denn das gibt es nur in der erschaffenen und nicht in der göttlichen Welt.«
Bahá'u'lláh ermutigte uns im Buch 'Brief an den Sohn des Wolfes' Folgendes zu entdecken und zu erkennen:
»Kein Hauch lässt sich mit dem Odem Göttlicher Offenbarung vergleichen, und das Wort, das von Gott gesprochen wurde, leuchtet und strahlt wie die Sonne inmitten der Bücher der Menschen. Glücklich der Mensch, der es entdeckt und erkennt und spricht: »Gepriesen seist Du, Du Verlangen der Welt, und Dank sei Dir, o Du Vielgeliebter der Herzen derer, die Dir ergeben sind!«
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